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[SPOILER ALARM ] Game of Thrones wird gerne Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Aber auch wenn einzelne Szenen in dieser Hinsicht kritikwürdig sind, lebt die Welt von Westeros im Ganzen genauso von starken und vielfältigen Frauen-, wie Männerfiguren. Was nicht zuletzt  diese Folge wieder einmal besonders stark bewies.

Sansa schaffte es mit Brienne und Pod zur Night’s Watch und traf dort auf einen desillusionierten Jon Snow. Ein emotionales Wiedersehen bot einen seltenen positiven Moment in der Serie. Sansas Figur hat wohl eine der grössten Entwicklungen der Serie durchgemacht und steht nun endlich entschlossen für ihre Ziele ein. Sie hat nicht vor Winterfell einfach den Boltons zu überlassen und überzeugte Jon ihr mit den Wildlingen zu helfen.

Zuerst muss sie aber noch weiter Verbündete gegen die Boltons gewinnen. Einer davon könnte Littlefinger und die Krieger der Familie Arryn sein. Dieser ist tatsächlich bereits mit der Armee unterwegs um Sansa zu helfen, aber Littlefinger gibt bekanntlich nie etwas umsonst. Will Sansa allerdings die Boltons vertreiben, wird sie wohl oder übel auf die Arryns angewiesen sein. Auf das Wiedertreffen von Littlefinger und Sansa bin ich auf jeden Fall wirklich gespannt.

Fäden im Hintergrund vs. offene Direktheit

In der Red Keep dominieren momentan ebenfalls Frauen das Geschehen, auch wenn sie ihre Fäden hinter den offiziellen männlichen Amtsträger ziehen. Cersei begriff schneller als ich vermutete, dass der High Sparrow ihren Sohn King Tommen gegen sie ausspielen will. Dies führte endlich zu einem Bündnis zwischen ihr und den Tyrells, bei denen bekanntlich Olenna Tyrell einen nicht unwesentlichen Einfluss hat.

Sie wollen Margery aus den Gefängnis der Sparrows holen, bevor diese ebenfalls nackt durch die Stadt laufen muss. Margery selbst schien zuerst gebrochen in den Händen der Sparrows, dies stellte sich aber rasch als Schauspiel ihrerseits heraus. Es war am Ende das Leiden ihres ebenfalls gefangen Bruders, dass sie wirklich mitnahm. Margerys Schauspielerin Natalie Dormer wird gerne auf ihr Aussehen reduziert, aber Szenen wie diese beweisen ihr genauso grosses Schauspieltalent.

Theon kam währenddessen zu Hause an und die darauf folgende Szene war die zweitbeste der Folge. Yara Grejoy ist weder subtil intrigant wie Cersei oder Margery, noch idealistisch kämpferisch wie Sansa oder Danerays. Sie ist entschlossen, unbarmherzig, rau und knallhart direkt. Somit nahm sie Theon ohne Gnade erst einmal in die Mangel und vergab ihm erst als dieser deutlich machte, dass er sich hinter sie stellen würde.

Vom Gesellschaftsbild beeinflusste Prophezeiungen

Der Höhepunkt bildete aber ohne jeden Zweifel Daenerys. Nachdem wir erst Jorah und Daario dabei zusahen wie sie mehr oder weniger erfolgreich versuchten Danerys aus Vaes Dothrak zu befreien, stellte sich rasch heraus, dass diese wesentlich grössere Pläne hat.

Danery will nicht fliehen, sondern herrschen. Was Khal Drogo trotz Prophezeiung nicht gelang, wollte sie alleine hinbringen. Die anschliessende Szene war einfach nur fantastisch. Ein Haufen verängstigter, wütender Khaals, die im Feuer verbrannte und Danerys, die unbeschadet aus den Flammen stieg. Damit kommt ihre Geschichte im vollen Kreis wieder am fast selben Ort wie in der ersten Staffel an. Nur verbeugte sich dieses Mal nicht ein einzelner Stamm vor ihr, sondern alle Dothraki. Damit durchbricht sie das, aus vielen Geschichten bekannte, Muster, dass Frauen gerne prophezeit wird sie würden einen übermächtigen Herrscher zur Welt bringen oder heiraten, aber nur selten, dass sie diese Rolle selbst einnehmen. Daneben fühlt sich Danerys in der archaischen Welt der Dothraki offensichtlich sowieso viel wohler, als in den komplizierten politischen Reihen von Mereen.

Meeren bringt selbst Tyrion an seine Grenzen, während er versuchte die Wogen zu glätten. Seine Kompromisse mit den Anführern der umliegenden Städte kamen nicht gerade gut bei den ehemaligen Sklaven von Mereen. Noch stehen zwar Grey Worm und Missandei hinter ihm, aber sie waren beide nicht wirklich überzeugt von seinen Methoden. Tatsächlich ist Mereen ein hochexplosives politisches Pflaster, aber gerade deswegen so interessant. Hier geht es nicht nur um die Wünsche einzelner, wie in vielen anderen Storylinien, sondern um die Interessen ganzer Bevölkerungsgruppen. Gerade die unteren Schichten erhalten sonst in Game of Thrones nur selten ein Gesicht.

Ausserdem hatte Ramsay mal wieder seinen Kill der Folge, dieses Mal musste leider Osha dran glauben. Wer wohl nächste Folge das zufällige Ramsay Opfer sein darf? Oder kriegen wir vielleicht gar mal ne Folge, in der Ramsay niemanden umbringt oder foltert? (Man darf ja noch hoffen…)

 

Titelbild: Helen Sloan/HBO