Kategorie: Reviews

  • Altered Carbon [Review] – Cyberpunk Neo-Noir

    Altered Carbon [Review] – Cyberpunk Neo-Noir

    Altered Carbon 1. Staffel

    Was wäre, wenn Unsterblichkeit käuflich ist?

    Gute Zeiten für Cyberpunk Liebehaber: Nach Blade Runner2044 im Kino, bringt Netflix eine sehenswerte Cyperpunk-Serie. Altered Carbon ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Richard K. Morgan.

    Das Jahr 2348: Fortschrittliche Technik erlaubt das Bewusstsein von Menschen in neue Körper zu übertragen. Unsterblichkeit ist erreichbar, zumindest wenn man dafür zahlen kann. Oder wenn jemand anderes dafür zahlt, wie bei Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman), der nach dem Gefängnis in einer neuen Hülle aufwacht. Er soll im Gegenzug einen Mord aufklären, den seines grosszügigen Gönners selbst.

    Visuell läuft Altered Carbon ganz in den Spuren von Blade Runner. Und auch wenn die Serie nicht ganz an das Meisterwerk rankommt, ist sie durchaus ein neonfarbener Augenschmaus. Lediglich die Rückblenden auf einem anderen Plant stechen als nicht ganz so geschliffen heraus, aber sie halten sich in Grenzen.

    Immerhin helfen diese aber, dem ansonsten ziemlich verschlossenen Takeshi mehr Ecken und Kanten zu geben. Kinnaman spielt ihn als klassisch stoisch verbitterten Anti-Helden ohne grosse Emotionen.

    Zum Glück ist Takeshi umringt von einer durchaus diversen Cast. Etwa die fast schon zweite Hauptfigur der Serie: die entschlossenen Polizistin Kristin Ortega, gespielt von Martha Higareda. Oder Renée Elise Goldsberry als Takeshis ehemalige Anführerin, die in Rückblenden und wenig weiteren Szenen auftaucht.  Takeshi im „alten“ Körper wird etwas facettenreicher gespielt von Will Yun Lee. Für Humor sorgt Chris Conner als Hotelleiter-AI Poe, ohne dabei zum nervigen Comedy-Sidekick zu verkommen.

    Altered Carbon 1. Staffel
    Chris Conner als Hotelier A.I. Poe (jawohl, nach dem Autor benannt)

     

    Und Poes Auflockerungen tun dem ansonsten sehr düsteren Cyberpunk-Szenario gut. Überhaupt sind es viele dieser kleineren Nebengeschichten, die Altered Carbon vom Durchschnitt abheben und die Welt lebendig wirken lassen. Die Auslgeichen, dass die Hauptstory ansonsten manchmal davor scheut ihre Thematik wirklich auszuloten.

    So stösst Takeshi bald in die Abgründe der Grossstadt vor, unter anderem Extremformen von Prostituion. Und die Serienmacher nutzen die Thematik zwar gerne als Ausschmückung, aber setzten sich am Ende doch nicht wirklich damit auseinander. Eine darin verwickelt wichtige Figur etwa, wird anschliessend nie moralisch dafür verurteilt.

    Dabei ist die Detektiv-Story durchaus nicht simpel, verschiedene Fadenzieher im Hintergrund sorgen für ein komplexes Flechtwerk, das nicht sofort durchschaubar ist. Was käufliche Unsterblichkeit mit einer Mehrklassengesellschaft anrichten kann, wird solide thematisiert, ebenso wie damit zusammenhängenden Aspekte von Religion. Dabei hebt Altered Carbon aber nie in ganz philosophischen Sphären ab. Nachdenklich machenden Elemente sind geschickt eingewoben in die Neo-Noir Detektiv Story mit nicht nur visuell herausstechenden Actionsequenzen.

    Fazit
    Altered Carbon ist eine Noe-Noir-Detektiv-Story mit Cyberpunk-Flair, harter Action und dubiosen Fädenziehern. Seine holprigen Storyelemente und über-stoischen Helden fängt die Serie durch vielfältige Nebenfiguren wieder ab.

    3.5/5 Sterne

    Altered Carbon ist auf Netflix streambar.

    Altered Carbon, 1. Staffel (2018), USA.

     

    (Titelbild: Katie Yu/Netflix)

     

  • Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel's Jessica Jones Staffel 2

    Die erste Staffel Marvel’s Jessica Jones stach durch ihre Bereitschaft heraus Superheldenkräfte nicht einfach nur für grosse Action-Szenen, sondern auch als symbolisches Erzählmittel zu nutzen. Die zweite Staffel schlägt ähnliche Pfade ein, geht zugleich aber ihren ganz eigenen Weg.

    In der letzten Staffel hat Jessica Jones (Krysten Ritter) Kilgrave konfrontiert, der sie mit seiner Gabe zur Gedankenkontrolle manipulierte. Dass sie ihn dafür umlegen musste, lässt die Privatdetektivin nicht los, genauso wenig wie ihre restliche Vergangenheit. Sind ihre Superkräfte doch nicht angeboren, sondern Folgen eines illegales Experiment. Den Gedanken daran würde Jessica zwar lieber im Alkohol ertränken, doch seperate Nachforschungen ihrer Schwester Trish (Rachael Taylor) lassen Jessica bald keine andere Wahl mehr, als sich auf die Spuren der Täter zu machen.

    Aufarbeiten von Vergangenem und Beschreiten von neuen Pfaden

    Aber nicht nur Jessica sieht sich mit Dingen konfrontiert, die sie lieber ignorieren würde. Ihr Assistent Malcolm (Eka Darville) sucht nach dem Ende seiner Drogensucht seinen neuen Weg. Jessicas Adoptivschwester Trish kämpft mit Minderwertigkeitsgefühlen, die sich zunehmend mit Eifersucht auf Jessicas Kräfte verbinden. Und die alles kontrollierenden Anwältin Hogarth sieht sich neben dem Tod ihrer Ehefrau mit Fragen über ihr bisheriges Leben konfrontiert.

    Damit ist die Serie erneut weit weg von Superhelden-Action à la Daredevil. Dies gelang in der letzten Staffel nicht zuletzt wunderbar, weil David Tennant als Kilgrave ein perfekter Antagonist abgab. Gelingt es den MacherInnen der Serie also einen Kilgrave 2.0 zu schaffen? Nein, aber sie probieren es zum Glück gar nicht erst. Anstatt krampfhaft einen Ersatz hineinzudrücken, gehen sie neue Wege.

    Viele kleinen Fäden führen zu einem grossen Netz

    So wird die Story dieses Mal vorwiegend durch unterschiedliche Interessen vorangetrieben, die in Jessicas Weg kollidieren. Neben den Verantwortlichen für die Experimente etwa ein rivalisierendes Detektivbüro, das irgendwie mit Hogarth verbunden scheint. Oder Trish, deren eigenen Nachforschungen in Jessicas Vergangenheit zunehmend zu einer gefährlichen Obsession werden. Sowie weitere alte und neue Bekanntschaften.

    Dies führt zu einem Konfliktteppich, der langsam startet, aber am Ende umso dichter, persönlicher und unvorhersehbarer ausfällt. Spätestens ab der sechsten Folge sorgt das Aufdecken einer weiteren Drahtzieherin für eine sehr persönliche psychopathische Bedrohung für Jessica, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene als Kilgrave. Es soll nur soviel verraten werden: Die Thematik der Bedrohung zieht sich ab dann ebenfalls in mehreren Figuren geschickt durch die Handlung.

    Das Einzige was dabei neben dem langsamen Einstiegstempo etwas holpert ist Hogarth Erzählstrang, der sich nicht immer ganz sauber in die restliche Geschichte einfügen will. Da die Anwältin aber eine äusserst vielschichtige Figur ist, grandios gespielt von Carrie-Anne Moss, fällt dies nur wenig ins Gewicht.

     Fazit
    Marvel’s Jessica Jones sticht erneut heraus aus den Superhelden-Massen durch einen deutlichen Charakter-Fokus. Ein langsamer Start sorgt für eine dafür umso tiefergehende Auseinandersetzung mit Jessicas Vergangenheit und der Beziehung zu ihrer Schwester Trish.

    4/5 Sterne

    Die zweite Staffel von Marvel’s Jessica Jones ist auf Netflix streambar.

    (Ziprett Review zur ersten Staffel gibt es hier.)

     

    Eigentlich lohnt sich die Serie ja nur schon wegen dem wunderschönen Vorspann:

     

     

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 (2018), 10 Folgen, USA.

     

    (Titelbild: David Giesbrecht/Netflix)

  • American Gods [Review] – herausragende Urban Fantasy Serie

    American Gods [Review] – herausragende Urban Fantasy Serie

    Was, wenn Götter wirklich existieren würden? Dass ich Neil Gaimans American Gods Buch mag, dürfte nach meinen Trailer Artikeln kein Geheimniss mehr sein. Mein Erwartungen an die Serie waren also nicht gerade klein, wurden zum Glück aber gar übertroffen.

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  • Las chicas del cable [Review] – spanische Periodenserie über Telefonistinnen

    Las chicas del cable [Review] – spanische Periodenserie über Telefonistinnen

    1928 Jahr,; Spanien, Madrid.. Einer der wenigen fortschrittlichen  Berufe für Frauen: Telefonistin. Die Stellen sind begehrt, doch Alba und einer Gruppe anderer Frauen gelingt es eine Stelle  in Madrid zu ergattern. Alba hat jedoch noch ein ganz anderes Ziel im Auge, den Tresor im oberen Stock des Unternehmens. Mit dessen Inhalt erhofft sie sich alte Schulden loswerden.

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  • 3% [Review] – starke brasilianische Thriller-Dystopie

    3% [Review] – starke brasilianische Thriller-Dystopie

    Junge Erwachsene, die in einer dystopischen Welt ausgeklügelte Tests bestehen müssen.“ Klingt nach einem verspäteten Versuch, noch auf der Hunger Games Welle mitzureiten. Zum Glück gelingt Serienschöpfer Aguilera mit 3% aber eine eigenständige Mini-Serie, die ernster daherkommt, als die üblichen amerikanischen Jugend-Dystopie Filmen.
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  • Trepalium [Review] – sozialkritischer Dystopie-Thriller

    Trepalium [Review] – sozialkritischer Dystopie-Thriller

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    Statt Action und Twists, Drama und raffinierter Gesellschaftskritik verpackt in einer anspruchsvollen Thriller-Story. Die Mini-Serie Trepalium bewegt sich in der Tradition von Sci-Fi die überzeichnete Zukunftsvisionen als Möglichkeit zur Kritik der Gegenwart nutzt.

    Irgendwann in der Zukunft: 80% der Bevölkerung sind arbeitslos. Jene 20% die eine Stelle haben, leben in der, von einer hohen Mauer umgebenen, Stadt. Ausserhalb befindet sich die „Zone“, in der die Arbeitslosen mit kargen Wasser und Nahrungsrationen kämpfen. Natürliches Wasser ist nur mit sehr hohem Krankheitsrisiko trinkbar.

    Als Zonenbewohner eine Stelle in der Stadt zu bekommen ist praktisch unmöglich, bis eine Gruppe von Rebellen durch eine Geiselnahme die Einrichtung von sogenannten „solidarischen Stellen“ erzwingt. Einige ausgewählte Zonenbewohner werden Stadtbewohnern als „solidarische Arbeitshilfen“ zugeteilt und erhalten dadurch Arbeit.

    Aufeinanderprall von Gesellschaftsschichten

    Zu diesen „Solidarischen“ gehört Izia. Sie wird der Familie des aufstrebenden Ingenieurs Ruben Garcia zugeteilt. Izia erhofft sich damit ein besseres Leben für ihren Sohn Noah zu ermöglichen. Ruben ist darüber allerdings nur wenig begeistert, plagen ihn doch eigene Probleme. Er will unbedingt die Stelle seines kürzlich verstorbene Vorgesetzten ergattern, um in der Karriereleiter nach oben zu kommen. Dazu ist er bereit alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel im Kampf nach oben zu nutzen. Dabei geht es ihm weniger um die höhere Stelle, sondern um seine eigene Tochter. Diese ist stumm und hat nur über eine Akademie für Kinder von Führungskräften eine Chance auf eine zukünftige Arbeitsstelle. Und wer keine Arbeit hat, der wird in die Zone verstossen.

    Diese mehrheitliche Vermeidung von schwarz-weiss Zeichnung ist eine der grossen Stärken von Trepalium. Am Ende versucht die Mehrheit einfach innerhalb des für sie festgesteckten Rahmens zu überleben. Die Stadtbewohner schauen auf die Zone herab und tragen zugleich jeden Tag die Furcht in sich, dorthin verstossen zu werden.

    Doch im Hintergrund arbeitet eine Gruppe von Rebellen daran, den Rahmen zu sprengen. Und aufgrund einer Kette von Umstände findet sich Izia plötzlich wiederwillig mittendrin im Geschehen. Es folgt ein Spiel um Täuschungen, Spionage und Intrigen.

    Über den Wert von Menschen und Arbeit

    Dabei gehen in Trepalium aber nie die emotionalen Wurzeln vergessen. Das Verzweifelte suchen nach Anerkennung in einer Welt, die einem für überflüssig betrachtet, steht im Kontrast zu der eigentlich gewünschten emotionalen Anerkennung von jenen Menschen, die einem am nächsten stehen. Ebenso beschäftigt sich die Serie am Rande mit der Schwierigkeit ein einst ausgegrenzter Teil der Bevölkerung wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

    Getragen von starken Schauspielern lebt Trepalium von starken leisen Szenen und moralischen Fragen. So wird zum Beispiel die Knappheit von Wasser hier nicht einfach nur erwähnt, sondern über Emotionen und Handlungen deutlich gemacht. Manchmal finden sich dafür einzelne Charakterszenen, die sich nicht wirklich in die gesamte Geschichte eingliedern. Da Trepalium allerdings nur sechs Folgen aufweist, halten sich diese wenigen Szenen, im Gegensatz zu den langen Lückenfüllern manch anderer Serien, stark in Grenzen.

    Optisch erinnert die „Zone“ an eine verfallene Gegenwart, während die Stadt mit futuristischer Architektur und klaren Uniformen für Berufsschichten stärker heraussticht. Allerdings besteht auch die Stadt nicht aus komplett abgehobenen Gebäuden, sondern ist eine Kombination aus Zukunftsbauten, die sich teilweise in alten Gebäude eingliedern.

    Fazit
    Emotionen, Gesellschaftskritik, Unternehmens-PR gone wrong und eine spannende Thriller-Geschichte bieten ein ausgezeichnetes Paket. Endlich wieder intelligente Dystopie-Geschichte für Erwachsene.

    4/5 Sterne

    Trepalium is momentan auf Netflix DE.

    Trepalium (2016), von Vincent Lannoo, Frankreich.

     

    Trepalium Filmszene

     

  • Marvel’s Jessica Jones [Review]

    Marvel’s Jessica Jones [Review]

    Jessica Jones Titelbild

    In einer Filmwelt bevölkert von männlichen Superhelden, setzt sich Jessica Jones nicht nur durch ihr Geschlecht positiv von den restlichen Weltenrettern ab. Die Netflix Serie bringt eine untypische Anti-Heldin und gleicht eher einem Neo-Noir-Thriller, als klassischer Superhelden-Action.

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