Was, wenn Götter wirklich existieren würden? Dass ich Neil Gaimans American Gods Buch mag, dürfte nach meinen Trailer Artikeln kein Geheimniss mehr sein. Mein Erwartungen an die Serie waren also nicht gerade klein, wurden zum Glück aber gar übertroffen.

Shadow Moon (Ricky Whittle wird endlich aus dem Gefängnis entlassen, nur um zu erfahren, dass seine Frau soeben gestorben ist. Am Boden zerstört lässt er sich von dem dubiosen Mr. Wednesday (Ian McShane) als Bodyguard anheuern. Damit beginnt für Shadow ein Roadtrip quer durch Amerika, auf dem er auf ziemlich reale Götter trifft.

Deren Macht ist abhängig von der Anzahl Gläubiger und Blutopfer an alte Götter sind einfach nicht mehr so angesagt. Ihre Smartphones auf der anderen Seite lieben die Leute abgöttisch, weswegen Technology Boy (Bruce Langley) bestens gedeiht und auch Media (Gillian Anderson) kann nicht klagen. Die neuen Götter halten die Fäden in der Hand. Doch nicht alle der alten Götter wollen einfach so klein beigeben…

Bruce Langley als Technology Boy

 

Wednesday ist auf einer Rekrutierungsmission. Er und Shadow treffen während ihrer Reise auf die unterschiedlichsten Götter aus verschiedenen Religion der Welt. Wie die Serie selbst in kurzen Sequenzen erläutert, brachten die Einwanderer ihre Götter mit und Amerika ist bekanntilch ein Land der Einwanderer.

Pro Folge gibt es eine solche Sequenz und von einer animierten Geschichte über ein Urzeitvolk, bis hin zu mexikanischen illegalen Grenzüberquerern, die ihre Vorstellung von Jesus mitbringen, hat jede Erzählung ihre eigenen Aspekte.

Eines der zentralen Motive der Serie ist dann auch die Schaffung von Glaubenskonstrukten durch Menschen. Das Buch nimmt sich viel Zeit dies und den Konflikt zwischen den Göttern einzuführen, die Serie schlägt in acht Folgen ein wesentlich rascheres Tempo ein. Obwohl eigentlich nur wenig Kapitel abgedeckt werden, führen Änderungen dazu, dass am Ende der ersten Staffel alle wichtigen Protagonisten eingeführt sind.

Shadow ( Ricky Whittle findet sich in einer unbequemen Situation wieder.

 

Was nicht heisst, dass die Serie kein Mysterium bietet, ganz im Gegenteil. Neueinsteiger dürfte nach der ersten Folge genauso verwirrt sein wie Shadow Moon selbst. Wer also gerne alles gleich auf dem Tisch hat, dürfte mit der Serie seine Mühe haben. Wer sich aber darauf einlässt, wird zusammen mit Shadow Schritt für Schritt von Wednesday eingeführt. IanMcShane als gerissener Wednesday ist ein absoluter Höhepunkt, niemand anderes hätte wohl den listigen Charmeur derart überzeugend verkörpern können.

Eine weitere Änderung, die die Geschichte in meinen Augen gar etwas besser macht, ist Laura Moon, Shadows Frau. In beiden Fällen ist sie nicht so tot wie erst geglaubt, taucht im Buch aber nur noch wenige Male kurz auf. In der Serie hingegen erhält sie ihren eigenen Handlungsstrang. Dies ist nicht nur ein guter Ausgleich für die ansonten sehr männerfokustierte Story, sondern Lauras Geschichte bringt auch noch etwas mehr (dunklen) Humor und Emotionen hinein. Sind Shadow und Consorten doch häufig eher von der zurückhaltenden, stoischen Art. Weiterer Pluspunkt: Diese Emotionen sind keineswegs von romantischer oder sanfter Art. Und Emily Browning als Laura Moon ist eine Wucht. Überhaupt sind alle Rollen stark besetzt.

Emily Browning als Laura Moon

 

In einem mutigen Schritt bringen die Showrunner ausserdem noch die kleinen Nebenstorys aus dem Buch, die weitere Geschichte von Göttern und Sagenwesen im heutigen Amerika erzhählen. Da wäre etwa ein schwuler Dijin-Taxifahrer, oder eine Göttin, die ihre Sexpartner in der Vagne verschwinden lässt. Im Gegensatz zum Buch tauchen diese Figuren aber früher oder später in der Haupthandlung auf und wirken dadurch weniger losgelöst von der Haupthandlung.

Ausserdem hat die Serie eine der schönsten Vorspannsequenzen, die ich in letzter Zeit gesehen haben. Und auch ansonsten überzeugt Showrunner Bryan Fuller nach Hannibal erneut mit einer visuell herausragenden Serie. Von blutgetränkten Schlachtfelder, bis hin zum pastellfarbenen, zukersüsssen Osterfest in einer vornehmen Landvilla ist American Gods ein Augenschmaus.

Mr. Wednesday (Ian McShane) bezierzt Easter (Kristin Chenoweth) in Pastell

 

Fazit
Visuell wunderschön umgesetzt, fantastische Schauspieler, interessante Konzepte rund um Glauben und Religion, sowie der nicht zu vergessende dunkle Humor während alle Charakter an ihren Strängen ziehen machen diese Geschichte um einen Konflikt zwischen alten und neuen Göttern einzigartig.

5/5 Sterne

American Gods ist auf Amazon Prime streambar und ab dem 27. Juli 2017 auf DVD und Blu-Ray erhältlich. Die zweite Staffel wurde bereits angekündigt.

 

 

American Gods (2017 -), 1. Staffel (8 Folgen), USA.