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Statt Action und Twists, Drama und raffinierter Gesellschaftskritik verpackt in einer anspruchsvollen Thriller-Story. Die Mini-Serie Trepalium bewegt sich in der Tradition von Sci-Fi die überzeichnete Zukunftsvisionen als Möglichkeit zur Kritik der Gegenwart nutzt.

Irgendwann in der Zukunft: 80% der Bevölkerung sind arbeitslos. Jene 20% die eine Stelle haben, leben in der, von einer hohen Mauer umgebenen, Stadt. Ausserhalb befindet sich die „Zone“, in der die Arbeitslosen mit kargen Wasser und Nahrungsrationen kämpfen. Natürliches Wasser ist nur mit sehr hohem Krankheitsrisiko trinkbar.

Als Zonenbewohner eine Stelle in der Stadt zu bekommen ist praktisch unmöglich, bis eine Gruppe von Rebellen durch eine Geiselnahme die Einrichtung von sogenannten „solidarischen Stellen“ erzwingt. Einige ausgewählte Zonenbewohner werden Stadtbewohnern als „solidarische Arbeitshilfen“ zugeteilt und erhalten dadurch Arbeit.

Aufeinanderprall von Gesellschaftsschichten

Zu diesen „Solidarischen“ gehört Izia. Sie wird der Familie des aufstrebenden Ingenieurs Ruben Garcia zugeteilt. Izia erhofft sich damit ein besseres Leben für ihren Sohn Noah zu ermöglichen. Ruben ist darüber allerdings nur wenig begeistert, plagen ihn doch eigene Probleme. Er will unbedingt die Stelle seines kürzlich verstorbene Vorgesetzten ergattern, um in der Karriereleiter nach oben zu kommen. Dazu ist er bereit alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel im Kampf nach oben zu nutzen. Dabei geht es ihm weniger um die höhere Stelle, sondern um seine eigene Tochter. Diese ist stumm und hat nur über eine Akademie für Kinder von Führungskräften eine Chance auf eine zukünftige Arbeitsstelle. Und wer keine Arbeit hat, der wird in die Zone verstossen.

Diese mehrheitliche Vermeidung von schwarz-weiss Zeichnung ist eine der grossen Stärken von Trepalium. Am Ende versucht die Mehrheit einfach innerhalb des für sie festgesteckten Rahmens zu überleben. Die Stadtbewohner schauen auf die Zone herab und tragen zugleich jeden Tag die Furcht in sich, dorthin verstossen zu werden.

Doch im Hintergrund arbeitet eine Gruppe von Rebellen daran, den Rahmen zu sprengen. Und aufgrund einer Kette von Umstände findet sich Izia plötzlich wiederwillig mittendrin im Geschehen. Es folgt ein Spiel um Täuschungen, Spionage und Intrigen.

Über den Wert von Menschen und Arbeit

Dabei gehen in Trepalium aber nie die emotionalen Wurzeln vergessen. Das Verzweifelte suchen nach Anerkennung in einer Welt, die einem für überflüssig betrachtet, steht im Kontrast zu der eigentlich gewünschten emotionalen Anerkennung von jenen Menschen, die einem am nächsten stehen. Ebenso beschäftigt sich die Serie am Rande mit der Schwierigkeit ein einst ausgegrenzter Teil der Bevölkerung wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Getragen von starken Schauspielern lebt Trepalium von starken leisen Szenen und moralischen Fragen. So wird zum Beispiel die Knappheit von Wasser hier nicht einfach nur erwähnt, sondern über Emotionen und Handlungen deutlich gemacht. Manchmal finden sich dafür einzelne Charakterszenen, die sich nicht wirklich in die gesamte Geschichte eingliedern. Da Trepalium allerdings nur sechs Folgen aufweist, halten sich diese wenigen Szenen, im Gegensatz zu den langen Lückenfüllern manch anderer Serien, stark in Grenzen.

Optisch erinnert die „Zone“ an eine verfallene Gegenwart, während die Stadt mit futuristischer Architektur und klaren Uniformen für Berufsschichten stärker heraussticht. Allerdings besteht auch die Stadt nicht aus komplett abgehobenen Gebäuden, sondern ist eine Kombination aus Zukunftsbauten, die sich teilweise in alten Gebäude eingliedern.

Fazit
Emotionen, Gesellschaftskritik, Unternehmens-PR gone wrong und eine spannende Thriller-Geschichte bieten ein ausgezeichnetes Paket. Endlich wieder intelligente Dystopie-Geschichte für Erwachsene.

4/5 Sterne

Trepalium is momentan auf Netflix DE.

Trepalium (2016), von Vincent Lannoo, Frankreich.

 

Trepalium Filmszene