I Am Not A Witch (2018)

Die 8-jährige Shula wird in Zambia beschuldigt eine Hexe zu sein und in ein «Hexendorf» verbannt.  Zusammen mit anderen «Hexen» soll sie dort für die Regierung auf Feldern oder als Touristenattraktion arbeiten. Damit die «Hexen» nicht wegfliegen können, wird ihnen ein weisses Band am Rücken befestigt. Nehmen sie diese wieder aber droht ihnen gemäss lokalem Glaube die Verwandlung in eine Ziege.

Die Hexencamps gibt es wirklich, Regisseurin Rungano Nyonis begab sich für Recherchen in eines in Ghana. Shulas Geschichte ist fiktiv. Nyonis erzählt sie als dunkelhumorige Satire mit surrealistischem Touch. I Am Not A Witch ist keine Analyse und kein Moralstück. Nyonis kreiert Szenen, die für sich selbst sprechen und den gefährlichen Mix aus Patriarchat und Aberglauben präzise vorführen. Dabei bleibst sie sehr distanziert von ihren Figuren, was den Film nicht sofort zugänglich macht.

Dafür gibt es Maggie Mulubwa, die Shula spielt. Obwohl das Mädchen nur wenig spricht, reicht Mulubwa Ausstrahlung um Shulas Geschichte kraftvoll zu erzählen. Shula, die Zugehörigkeit sucht und diese zuerst sogar bei den älteren «Hexen» findet. Bis der leitende Regierungsbeamte sie sogar da heraus reisst, um mit der jungen «Hexe» noch mehr Profit zu schlagen. Moderne und alter Aberglauben treffen hart aufeinander, wenn Shula als «Kinderhexe» im Talkstudio gleich nach der Rapperin auftritt.

Mulubwa trägt die Tragik von Shulas Geschichte, die sich präzise mit dem gelungen satirischen Humor verwebt.  Mit einer kräftigen Bildsprache fängt Kamermann David Gallego die Absurdität des Geschehen gnadenlos ein und erzeugt zum Beispiel mit den weissen Bändern der «Hexen» fast schon surreale Bilder. Dazu Musik von Vivaldi und Nyonis schafft Satire die zugleich eine visuell beindruckende Schwere hat. Da lässt sich auch das unschlüssig Ende verzeihen.

Fazit
I Am Not A Witch bietet keinen leichten Zugang, aber Regisseurin Nyonis erzählt mit harter Satire und surrealen Bildern eine tragische Geschichte um Aberglaube und Patriarchat mit eine ausdruckstarken Mulubwa in der Hautprolle. Ein herausstechendes Werk, hinter dessen distanzierten Fassade das fühlbare Unrecht brodelt.

3.5/5 Sterne

I Am Not A Witch läuft ab dem 10. Mai 2018 in den Schweizer Kinos.

I Am Not A Witch (2017), Regie: Rungano Nyoni, UK/Frankreich/Deutschland.

(Titelbild: Out of the Box)