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Late Shift betritt neue Wege, indem der Zuschauer interaktiv über des Geschehen auf der Leinwand abstimmen kann. Student und Teilzeit-Parkwächter Matt wird durch eine Verkettung von Zufällen plötzlich Mittäter bei einem Überfall und findet sich vor einer Reihe schwieriger Entscheidungen wieder. Diese Entscheidungen trifft bei Late Shift der Zuschauer.

Als erstes gilt es die passende App auf das eigene Smartphone herunterzuladen und mit dem Late Shift Wi-Fi im Kino zu verbinden. Steht nun im Film eine Entscheidung an, wird diese auf dem Smartphone angezeigt und kann vom Zuschauer getroffen werden. So muss Matt sich etwa entscheiden jemandem zu vertrauen oder stattdessen seinen eigenen Weg zu gehen. Jede Entscheidung besteht aus zwei Optionen und hat eine Zeitbeschränkung, in der die Auswahl getroffen werden muss. Die Auswahl hat anschliessend Einfluss auf die Geschichte. Bis zu sieben unterschiedlichen Filmenden sind damit möglich.

Hat man deswegen das Gefühl die Geschichte zu bestimmen? Nicht ganz. Beim Erlebnis im Kino zählt nämlich der Mehrheitsentscheid durch die Zuschauer. Trotzdem macht die Spielerei Spass, wenn etwa ein Teil des Saals enttäuscht aufstöhnt, weil eine knappe Mehrheit dafür gestimmt hat eine Person zu stoppen oder Gelächter ausbricht, weil natürlich fast alle für „küss sie“ gestimmt haben. Dazu trägt bei, dass die Auswahloptionen absolut fliessend in den Film angebaut sind. Nie entsteht das Gefühl, dass der Film stocken würden.

180 Entscheidung sind im Gesamten gemäss Regisseur möglich, aber nur ein Bruchteil davon kommt pro Filmdurchlauf vor. Diese können auch versteckte Folgen für die Geschichte haben. Handlungen zu Beginn der Geschichte können einen Einfluss auf späteres Geschehen haben. Nicht weniger spannend ist zu beobachten, wie sich eine Mehrheit der Zuschauer entscheidet. In der Vorstellung am NIFFF waren die Zuschauer etwa sehr risikofreudig, wir sind dann gemäss Regisseur auch nur knapp an einem der schlimmsten Enden vorbeigeschlittert…

Der Film selbst ist nichts besonders, aber solide genug, dass er mit ein paar Twists in Kombination mit dem Entscheidungs-Gimmick bestens funktioniert.

3.5/5 Sterne

Late Shift lief am Neuchâtel International Fantasy Film Festival, wird am Locarno Film Festival laufen und ist bereits auf iTunes erhältlich, um ihn alleine oder per Mehrheitsentscheid wie im Kino mit anderen zusammen anzusehen.

UPDATE: Im Rahmen des NIFFF ON TOUR 2016 ist Late Shift in verschiedenen CH-Städten im Oktober und November im Kino zu sehen. Die ganze Liste gibts hier.

Late Shift (2016), Regisseur: Tobias Weber, Schweiz/UK.