Man hat Agressionsprobleme und entscheidet sich zur „Beruhigung“ eine Prostituierte in einem Hotel umzubringen. So weit, so klassisch. Reeds (Christopher Abott) minuitöser Plan zersetzt sich aber ins Nichts, als die Prostituierte Jackie (Mia Wasikowska) in seinem Zimmer auftaucht. Diese hat nämlich ihre eigenen speziellen Vorstellungen.

Es folgt ein raffiniertes Machtspiel um die Oberhand im Geschehen, körperlich, aber noch viel mehr psychologisch. Es entsteht in dieser Nacht eine Beziehung zwischen den Beiden, in der die Rollen Opfer und Täter konstant wechseln. In der Konsent scheinbar ausgehandelt und dann wieder gebrochen wird.

Die Kamera spiegelt dabei erst Reeds Sicht, beginnt aber irgendwann ebenso Seiten zu wechseln. Reed erhält zwar mehr Hintergrund als Jackie, aber was ihren Machttanz angeht, sind die beiden sicht absolut ebenbürtig. Dies nicht zuletzt, weil Mia Wasikowska als Jackie eine absolute Wucht ist. In ihrer Jackie ist nichts von der unschuldigen Naivität von Mias letzten Rollen (Alice in Wonderland, Crimson Peak)zu finden. Jackie steht mit Reed auf einer Augenhöhe, ohne eine blosse Kopie von ihm zu sein.

Dabei scheut Regissuer nie davor zurück die Komik der Situatin zu nutzten, ganz im Gegenteil: Piercing ist ein zutiefst selbstironischer Film. Zugleich Hommage und Persiflage von Giallo Filmen und American Psycho – Style. Während die beiden Darsteller ihre Rollen grandios ernsthaft spielen, arbeiten Szenerie, Schnitt und Kamera die Absurdität des Geschehens heraus.

Es ist dieser Humor der Piercing von einem sehr guten Thriller, zu einem fantastischen schwarzhumorigen Erlebnis macht.

Fazit
Piercing ist eine fantastischer selbstironsicher Thriller, der mit seinem Kammer-Machtspiel zwischen zwei ebenbürtigen Gegnern sowohl eine Giallo-Persiflage, als auch liebevolle Hommage ist.

5/5 Sterne

Piercing lief am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) 2018.

Piercing (2018), Regie: Nicolas Pesce, USA.

Summar

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