Meerjungfrauen wird nachgesagt mit ihren Stimmen alle verzaubern zu können. Als die Nixen-Schwestern Silver und Golden auf eine Musikerfamilie treffen, scheint es deswegen erst perfekt zu passen. Ihre gemeinsamen Auftritte im Nachtclub sind rasch umfeiert. Allerdings wird Meerjungfrauen auch nachgesagt, dass sie angelockte Matrosen gerne selbst verspeisen…

Marta Mazurek als Silver und Michalina Olszanska als Golden verzaubern als Meerjungfrauen tatsächlich vom ersten Augenblick an. Auch die animalische Seite der Nixen tragen sie unheimlich überzeugend. Dabei werden sie unterstützt von einem clevern Sounddesign, dass ihnen raubtierartiges Knurren und Sonar als zusätzliches Kommunikationsmittel verleiht.

Dazu gibt es in einem Musicals natürlich eine Menge Musik. Diese sind keine Ohrenwürmer, aber dank der guten Sänger durchaus hörenswert. Zu Beginn gibt es das eine oder andere etwas wahllos eingesetzte Musikstück, aber zunehmend werden die Lieder weniger und dafür effektiver eingesetzt.

Neben der kannibalischen Neigung und ihrer süchtmachenden Präsenz, haben die Schwestern aber noch andere Eigenheiten. Der Film ist nämlich keinesfalls reiner blutiger Horror. Viel eher nimmt ein grosser Teil auch eine Art düstere Neuinterpretation von Der kleinen Meerjungfrau ein. Wer sich darüber aufregt, dass Disneys Ariel durch Anpassung ihren Prinzen bekommt, dem dürfte die Botschaft von The Lure wesentlich mehr zusagen.

Fazit
The Lure ist feines Fantasy-Musical, das eine Neuinterpretation des bekannten Märchens „Die kleine Meerjungfrau“ bietet, dabei aber wesentlich näher an der düsteren Version von Andersen liegt, als an der netten Version von Disney.

4/5 Sterne

The Lure läuft am 8.7.16 noch einmal am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF).

The Lure (2015), Regisseurin: Agnieszka Smoczynska, Polen.