Kategorie: Netflix

  • The Ritual [Review] – solider Wald-Horror

    The Ritual [Review] – solider Wald-Horror

    The Ritual erfindet das Rad nicht neu. Eine Gruppe Männer entschliesst sich zu Ehren ihres verstorbenen Freundes auf eine Wandertour zu gehen. Einer verhaut sich dabei den Knöchel, woraufhin ein anderer die «schlaue» Idee hat eine Abkürzung durch den Wald zu nehmen.

    Dies kommst natürlich nicht sonderlich gut, bald stösst die Truppe auf seltsame Runen und Holzfiguren. Bedrohliche Träume suchen die Freunde heim und zwischen den Bäumen bewegt sich etwas, Grosses.

    Sehenswert ist The Ritual dank der guten Inszenierung aber trotzdem. Regisseur David Bruckner baut mit Bild und Ton eine bedrohliche Stimmung auf, die sich langsam steigert. Todesfälle passieren Off-Kamera, die anschliessend auftauchende Überreste reichen aber mehr als aus.

    Für einmal verhält sich die Truppe ausserdem weder unlogisch übermutig, noch strohdumm. Hauptprotagonist Luke wird mit einem weiteren inneren Albtraum konfrontiert: Schuldgefühle für den Tod seines Freundes haben ihn nie losgelassen und greifen nun im dunklen Wald noch intensiver zu. Die restliche Truppe bleibt eher blass, aber ganz unterschiedliche Reaktionen auf das Geschehen sorgen für Spannung unter den Freunden. Anschuldigungen untereinander mixen sich mit den unheimlichen Omen des Waldes.

    Der Höhepunkt ist ganz klar das Monster. Während es für den grössten Teil des Films aus dem Dunkeln heraus zuschlägt, tritt es für das Finale ins Licht. Und das Kreaturendesign ist absolut grossartig. Das hilft, über das ansonsten nicht sehr raffinierte Finale hinaus.

    Fazit
    The Ritual ist ein übliches» Truppe verirrt sich im Horror» – Szenario à la Blair Witch (1999), aber absolut solide inszeniert und mit einer fantastisch gestalteten Kreatur als Höhepunkt.

    3.5/5 Sterne

    The Ritual ist auf Netflix streambar.

    The Ritual (2018), Regie: David Bruckner, UK.

     

    (Titelbild: Netflix/Vlad Cioplea)

  • Altered Carbon [Review] – Cyberpunk Neo-Noir

    Altered Carbon [Review] – Cyberpunk Neo-Noir

    Altered Carbon 1. Staffel

    Was wäre, wenn Unsterblichkeit käuflich ist?

    Gute Zeiten für Cyberpunk Liebehaber: Nach Blade Runner2044 im Kino, bringt Netflix eine sehenswerte Cyperpunk-Serie. Altered Carbon ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Richard K. Morgan.

    Das Jahr 2348: Fortschrittliche Technik erlaubt das Bewusstsein von Menschen in neue Körper zu übertragen. Unsterblichkeit ist erreichbar, zumindest wenn man dafür zahlen kann. Oder wenn jemand anderes dafür zahlt, wie bei Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman), der nach dem Gefängnis in einer neuen Hülle aufwacht. Er soll im Gegenzug einen Mord aufklären, den seines grosszügigen Gönners selbst.

    Visuell läuft Altered Carbon ganz in den Spuren von Blade Runner. Und auch wenn die Serie nicht ganz an das Meisterwerk rankommt, ist sie durchaus ein neonfarbener Augenschmaus. Lediglich die Rückblenden auf einem anderen Plant stechen als nicht ganz so geschliffen heraus, aber sie halten sich in Grenzen.

    Immerhin helfen diese aber, dem ansonsten ziemlich verschlossenen Takeshi mehr Ecken und Kanten zu geben. Kinnaman spielt ihn als klassisch stoisch verbitterten Anti-Helden ohne grosse Emotionen.

    Zum Glück ist Takeshi umringt von einer durchaus diversen Cast. Etwa die fast schon zweite Hauptfigur der Serie: die entschlossenen Polizistin Kristin Ortega, gespielt von Martha Higareda. Oder Renée Elise Goldsberry als Takeshis ehemalige Anführerin, die in Rückblenden und wenig weiteren Szenen auftaucht.  Takeshi im „alten“ Körper wird etwas facettenreicher gespielt von Will Yun Lee. Für Humor sorgt Chris Conner als Hotelleiter-AI Poe, ohne dabei zum nervigen Comedy-Sidekick zu verkommen.

    Altered Carbon 1. Staffel
    Chris Conner als Hotelier A.I. Poe (jawohl, nach dem Autor benannt)

     

    Und Poes Auflockerungen tun dem ansonsten sehr düsteren Cyberpunk-Szenario gut. Überhaupt sind es viele dieser kleineren Nebengeschichten, die Altered Carbon vom Durchschnitt abheben und die Welt lebendig wirken lassen. Die Auslgeichen, dass die Hauptstory ansonsten manchmal davor scheut ihre Thematik wirklich auszuloten.

    So stösst Takeshi bald in die Abgründe der Grossstadt vor, unter anderem Extremformen von Prostituion. Und die Serienmacher nutzen die Thematik zwar gerne als Ausschmückung, aber setzten sich am Ende doch nicht wirklich damit auseinander. Eine darin verwickelt wichtige Figur etwa, wird anschliessend nie moralisch dafür verurteilt.

    Dabei ist die Detektiv-Story durchaus nicht simpel, verschiedene Fadenzieher im Hintergrund sorgen für ein komplexes Flechtwerk, das nicht sofort durchschaubar ist. Was käufliche Unsterblichkeit mit einer Mehrklassengesellschaft anrichten kann, wird solide thematisiert, ebenso wie damit zusammenhängenden Aspekte von Religion. Dabei hebt Altered Carbon aber nie in ganz philosophischen Sphären ab. Nachdenklich machenden Elemente sind geschickt eingewoben in die Neo-Noir Detektiv Story mit nicht nur visuell herausstechenden Actionsequenzen.

    Fazit
    Altered Carbon ist eine Noe-Noir-Detektiv-Story mit Cyberpunk-Flair, harter Action und dubiosen Fädenziehern. Seine holprigen Storyelemente und über-stoischen Helden fängt die Serie durch vielfältige Nebenfiguren wieder ab.

    3.5/5 Sterne

    Altered Carbon ist auf Netflix streambar.

    Altered Carbon, 1. Staffel (2018), USA.

     

    (Titelbild: Katie Yu/Netflix)

     

  • Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel's Jessica Jones Staffel 2

    Die erste Staffel Marvel’s Jessica Jones stach durch ihre Bereitschaft heraus Superheldenkräfte nicht einfach nur für grosse Action-Szenen, sondern auch als symbolisches Erzählmittel zu nutzen. Die zweite Staffel schlägt ähnliche Pfade ein, geht zugleich aber ihren ganz eigenen Weg.

    In der letzten Staffel hat Jessica Jones (Krysten Ritter) Kilgrave konfrontiert, der sie mit seiner Gabe zur Gedankenkontrolle manipulierte. Dass sie ihn dafür umlegen musste, lässt die Privatdetektivin nicht los, genauso wenig wie ihre restliche Vergangenheit. Sind ihre Superkräfte doch nicht angeboren, sondern Folgen eines illegales Experiment. Den Gedanken daran würde Jessica zwar lieber im Alkohol ertränken, doch seperate Nachforschungen ihrer Schwester Trish (Rachael Taylor) lassen Jessica bald keine andere Wahl mehr, als sich auf die Spuren der Täter zu machen.

    Aufarbeiten von Vergangenem und Beschreiten von neuen Pfaden

    Aber nicht nur Jessica sieht sich mit Dingen konfrontiert, die sie lieber ignorieren würde. Ihr Assistent Malcolm (Eka Darville) sucht nach dem Ende seiner Drogensucht seinen neuen Weg. Jessicas Adoptivschwester Trish kämpft mit Minderwertigkeitsgefühlen, die sich zunehmend mit Eifersucht auf Jessicas Kräfte verbinden. Und die alles kontrollierenden Anwältin Hogarth sieht sich neben dem Tod ihrer Ehefrau mit Fragen über ihr bisheriges Leben konfrontiert.

    Damit ist die Serie erneut weit weg von Superhelden-Action à la Daredevil. Dies gelang in der letzten Staffel nicht zuletzt wunderbar, weil David Tennant als Kilgrave ein perfekter Antagonist abgab. Gelingt es den MacherInnen der Serie also einen Kilgrave 2.0 zu schaffen? Nein, aber sie probieren es zum Glück gar nicht erst. Anstatt krampfhaft einen Ersatz hineinzudrücken, gehen sie neue Wege.

    Viele kleinen Fäden führen zu einem grossen Netz

    So wird die Story dieses Mal vorwiegend durch unterschiedliche Interessen vorangetrieben, die in Jessicas Weg kollidieren. Neben den Verantwortlichen für die Experimente etwa ein rivalisierendes Detektivbüro, das irgendwie mit Hogarth verbunden scheint. Oder Trish, deren eigenen Nachforschungen in Jessicas Vergangenheit zunehmend zu einer gefährlichen Obsession werden. Sowie weitere alte und neue Bekanntschaften.

    Dies führt zu einem Konfliktteppich, der langsam startet, aber am Ende umso dichter, persönlicher und unvorhersehbarer ausfällt. Spätestens ab der sechsten Folge sorgt das Aufdecken einer weiteren Drahtzieherin für eine sehr persönliche psychopathische Bedrohung für Jessica, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene als Kilgrave. Es soll nur soviel verraten werden: Die Thematik der Bedrohung zieht sich ab dann ebenfalls in mehreren Figuren geschickt durch die Handlung.

    Das Einzige was dabei neben dem langsamen Einstiegstempo etwas holpert ist Hogarth Erzählstrang, der sich nicht immer ganz sauber in die restliche Geschichte einfügen will. Da die Anwältin aber eine äusserst vielschichtige Figur ist, grandios gespielt von Carrie-Anne Moss, fällt dies nur wenig ins Gewicht.

     Fazit
    Marvel’s Jessica Jones sticht erneut heraus aus den Superhelden-Massen durch einen deutlichen Charakter-Fokus. Ein langsamer Start sorgt für eine dafür umso tiefergehende Auseinandersetzung mit Jessicas Vergangenheit und der Beziehung zu ihrer Schwester Trish.

    4/5 Sterne

    Die zweite Staffel von Marvel’s Jessica Jones ist auf Netflix streambar.

    (Ziprett Review zur ersten Staffel gibt es hier.)

     

    Eigentlich lohnt sich die Serie ja nur schon wegen dem wunderschönen Vorspann:

     

     

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 (2018), 10 Folgen, USA.

     

    (Titelbild: David Giesbrecht/Netflix)

  • Annihilation / Auslöschung [Review] – philosophischer Sci-Fi Alptraum-Trip

    Annihilation / Auslöschung [Review] – philosophischer Sci-Fi Alptraum-Trip

    Annihilation (2019)

    «Nur auf Netflix, weil nicht massentauglich», die Verfilmung des Sci-Fi Buchs Annihilation von Vandermeer hat schon im Voraus Wellen geschlagen. Tatsächlich wird der Film nicht jedem gefallen, Liebhabern von nachdenklich machender Sci-Fi dafür umso mehr.

    Lena (Natalie Portman) ist Biologie-Professorin mit Militärvergangenheit, deren Mann spurlos auf einer geheimen Mission in der Area X verschwunden ist. Als er mit Gedächtnisschwund und schwerkrank plötzlich wieder in der Küche steht, beschliesst Lena sich der nächsten Expedition in die Area gleich selbst anzuschliessen.

    Sie wird Teil eines fünfköpfigen Teams, bestehend aus ihr (Biologin), einer Physikerin, einer Anthropologin, einer Sanitäterin und einer Psychologin. Durch eine schimmernden Mauer betreten sie die Area X, ein Gebiet komplett evakuiert und der Wildnis überlassen. Ein Gebiet, das aus bekannten Pflanzen und Materialen besteht, aber während der Expedition zunehmend Verdrehungen und Veränderungen des Gewöhnlichen preisgibt.

    Buchautor Vandermeer beschreibt Area X als zugleich absolut unheimlich und unglaublich wunderschön. Regisseur Alex Garland nimmt etwas Distanz vom Düstern, kreiert aber tatsächlich wunderschöne Bilder, die zugleich irritieren. Die deutlich machen, dass in der Area X nichts den altbekannten Regeln folgt. Ein vielfältiges Blumenmeer am Teich bezaubert, bis Lena erkennt, dass die Pflanzen so gar nicht wachsen dürften. Einzigartige Bilder, die sich lohnen auf einem möglichst grossen Bildschirm zu geniessen.

    Area X stellt das Sein selbst in Frage: Was ist Bewusstsein, wenn der Körper am Ende doch nur eine Sammlung veränderbarer Zellen besteht? Die Angst um das eigene Leben weicht bald Verwirrung, Panik, und Misstrauen.

    Annihilation ist weit weg von einem Action-Film, auch wenn der Trailer dies vorzugeben scheint. Gefahr dringt durch wenige gezielte Ereignisse ein. Was mit einer noch harmlosen Tierattacke beginnt, kombiniert die Angst um Leben bald mit dem Terror über die blosse Existenz von gewissen Dingen. Area X ist definitiv ein irrer Trip für sich. Ein Trip, der getragen wird von einer hervorragenden Schauspielcast. Natalie Portman füllt ihre Rolle bis in die letzte Sekunde und ihren Mitspielerinnen gelingt es den Nebenfiguren ebenfalls Charakter zu verleihen, obwohl sie wenig Raum dafür erhalten.

    Statt auf Interaktionen im Team setzt Garland nämlich häufig auf meditative Bilder und verpasst damit die Chance eine durchgehende Spannung zu erzeugen. Der Grundton ist damit häufiger eher zurückhaltend, aus Lenas Sicht beobachtend, bis wieder ein grosses Ereignis kommt. Dies führt zu einigen kleinen Längen im Film. Garland scheint eher interessiert am philosophischen Gedankgang an sich, als am inneren Terror, den dieser auslösen kann. Ganz im Gegensatz zum durchgehend düsteren Psychodrama im Buch. Dazu aber in einem weiteren Artikel mit Unterschieden zum Buch mehr.

    Fazit

    Garlands Annihilation ist ein starker, langsamer, philosophischer Sci-Fi Film mit bezaubernden Bildern in einer verstörenden, einzigartigen Welt.

    4/5 Sterne

    Annihilation/Auslöschung ist ab dem 12. März 2018 exklusiv auf Netflix streambar (überall ausserhalb der USA und Kanada).

     

     

    (Titelbild: Paramount Pictures / Photo Credit: Peter Mountain)

  • Into the Forest [Review] – Schwestern-Drama im Dystopie-Gewand

    Into the Forest [Review] – Schwestern-Drama im Dystopie-Gewand

    Into the Forest (2016)

    Nell (Ellen Page) und Eva (Evan Rachel Wood) leben zusammen mit ihrem Vater in einem moderne Haus im Wald. Die jüngere Nell bereitet sich mit der neusten Technik auf ihre College-Aufnahmeprüfung vor, während die ältere Eva in ihrem Tanzraum für die Aufnahme an einer renommierten Ballettschule probt. Die Pläne der Schwestern werden abrupt unterbrochen, als ein ungeklärter Vorfall für einen landesweiten Stromausfall sorgt. Nach einigen Tagen lernen mit alten Bücher und tanzen zum Metronom, ist kein Ende der Stromkrise absehbar. Ein Trip zum nächsten Supermarkt zeigt bereits fast leere Regale, eine Begegnung auf der Strasse deutet auf den ersten gesellschaftlichen Verfall hin.

    Into the Forest ist aber trotz seines Marketing kein Dystopie-Thriller. Im Wald lauert auch kein Serienkiller und was genau die Apokalypse ausgelöst hat, spielt auch keine Rolle. Der Fokus liegt viel mehr auf den beiden Schwestern. Durch den Tod des Vaters plötzlich auf sich alleine gestellt, müssen sie nicht nur lernen von dem zu Überleben was der Wald bietet, sondern sie müssen auch miteinander zurechtkommen. Unterschiedliche Ansichten und Rivalitäten sorgen für Reibungen in einer Welt der knappen Ressourcen. So sehnt sich die Tänzerin danach ihren Körper zu Musik zu bewegen, doch es ist nur noch ein Benzinkanister für den Betrieb des Notfallgenerators übrig.

    Doch genauso wenig wie Nell und Eva manchmal miteinander können, genauso wenig können sie ohne einander. Nell Ist eigentlich die Jüngere, doch nimmt sie bald die treibende Rolle im Überlebenskampf ein. Eva ist die Träumerin, der die harte Realität wesentlich schwerer fällt. Ellen Page und Evan Rachel Wood gehen ganz in ihren Rollen auf, spielen sich wunderbar gegenseitig den Ball zu. So tragen die beiden den Film einwandfrei, obwohl die Geschichte sich fast komplett auf das Haus und den umgebenden Wald beschränkt.

    Dazu versteht es Regisseurin Patricia Rozema mit präzisen Bildern viel auszusagen. So stirbt der Vaters bereits relativ früh, aber Rozema hat die beiden Schwestern und ihre Beziehung zum Vater zu diesem Zeitpunkt bereits derart gut charakterisiert, dass die Szene tief einfährt. Ebenso wie sie den lüsternen Blick des Supermarktverkäufers auf die beiden Schwestern einfängt, oder mit dem langsamen Zerfall des Hauses, dieses ebenfalls zum Teil der Geschichte macht.

    Das einzige was dabei ein wenig verloren geht ist ein übergreifender Handlungsbogen. Das Ende ist zwar ein neuer Abschnitt für die beiden Schwestern, bietet dem Zuschauer aber keinen bequemen Abschluss der Geschichte.

    Bis dahin erzählt Rozema die Geschichte aber in starken Bilder, fängt Düsternis ebenso ein wie Hoffnung und kreiert damit eine low-key Dystopie Erzählung weit ab vom üblichen Einheitsprei. Damit reiht sich Into the Forest perfekt in das ungewöhnliche Portofolio von Filmstudio A24 ein,

    Fazit

    Into the Forest ist ein starkes, intelligentes Dystopie-Drama über die Beziehung zweier Schwestern mit meisterhaften Schauspiel-Leistungen von Ellen Page und Evan Rachel Wood.

    4/5 Sterne

    Into the Forest ist momentan auf NetflixDE, sowie auf Blu-Ray, DVD und digital erhältlich.

     

     

    Into the Forest (2016), Regie: Patricia Rozema, Kanada.

  • El Bar [Review/NIFFF17] – jeder für sich

    El Bar [Review/NIFFF17] – jeder für sich

    Man stecke eine Gruppe verschiedener Fremder in eine Bar, fügte eine unbekannte Bedrohung dazu und wartet wie lange es dauert, bis sie sich gegenseitig verdächtigen. Als die Gäste einer spanischen Bar merken, dass ein Scharfschütze alle erschiesst, die das Gebäude verlassen, dauert es nicht sehr lange bis zu den ersten Anschuldigungen.

    Erster Verdächtiger: Der Hipster mit Bart und grosser Ledertasche. Einige Gäste haben sofort ihr Terroristen-Feindbild gefunden. Versuche ihn zu verteidigen enden in der Anschuldigen der nächsten Person. Dazu stiftet der mit Bibel-Zitaten um sich schmeissende Obdachlose sein eigenes Chaos. Präzise Dialoge sorgen für eine beklemmende Stimmung und Schlagabtäusche, die trotzdem auch eine gute Portion Humor tragen. Im Hintergrund untermalt die Musik das schwellende Chaos. Mal leise und dezent, mal im markanten Cresendo.

    Da die Mehrheit der Gäste sich nicht oder kaum kennt, entstehen Konflikte über Steorotypen in den Köpfen, Angst vor Unbekannten und einer Entladung von Klassenkonflikten. Die Bar wird zu einem kleinen Abbild der Gesellschaft. Zusammengedrängt können die Bargäste sich gegenseitig nicht ausweichen. Ein Gefühl, das mit der Kamera unter anderem durch viele Close-Ups verstärkt wird.

    Als die Ursache für die Todesfälle schliesslich gefunden wird, bessert sich die Lage keineswegs. Jeder versucht nun irgendwie zu leben. Bündnisse werden eingegangen und wieder verraten. Vom dialogfokus weicht Regisseur Iglesias nun etwas ab, während das Tempo des Films zunimmt. Die zu Beginn vorhandene Unterschwelligkeit weicht direktem Konflikt. Einige aufgeworfenen Konzepte gehen dabei etwas verloren. Noch immer geht es aber im Kern darum, wem man in einer Extremsituation über den Weg trauen kann. Wem man hilft und wem man in den Rücken schiesst, wenn man Ende selbst heil davonkommen will. Ob es überhaupt möglich ist, dass Gewissen rein zu halten, wann man nicht verdrückt werden will. Aufatmen geht erst am Ende wieder.
    Fazit

    El Bar ist schwarze Komödie und ein Film voller Beklemmung zugleich. Wird vom Spiel mit Dialogen zunehmend zu einem intensiven Strudel in die Abgründe der Menschlichkeit, während jeder für sich versucht zu überleben.

    4.5/5 Sterne

    El Bar hat am NIFFF 2017 den Silver Méliès für den besten EU Feature Film gewonnen.

    UPDATE: El Bar ist auf Netflix DE verfügbar.

    El Bar (2017), Reg.: Álex de la Iglesias, Spanien.

  • Las chicas del cable [Review] – spanische Periodenserie über Telefonistinnen

    Las chicas del cable [Review] – spanische Periodenserie über Telefonistinnen

    1928 Jahr,; Spanien, Madrid.. Einer der wenigen fortschrittlichen  Berufe für Frauen: Telefonistin. Die Stellen sind begehrt, doch Alba und einer Gruppe anderer Frauen gelingt es eine Stelle  in Madrid zu ergattern. Alba hat jedoch noch ein ganz anderes Ziel im Auge, den Tresor im oberen Stock des Unternehmens. Mit dessen Inhalt erhofft sie sich alte Schulden loswerden.

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  • 3% [Review] – starke brasilianische Thriller-Dystopie

    3% [Review] – starke brasilianische Thriller-Dystopie

    Junge Erwachsene, die in einer dystopischen Welt ausgeklügelte Tests bestehen müssen.“ Klingt nach einem verspäteten Versuch, noch auf der Hunger Games Welle mitzureiten. Zum Glück gelingt Serienschöpfer Aguilera mit 3% aber eine eigenständige Mini-Serie, die ernster daherkommt, als die üblichen amerikanischen Jugend-Dystopie Filmen.
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  • Trepalium [Review] – sozialkritischer Dystopie-Thriller

    Trepalium [Review] – sozialkritischer Dystopie-Thriller

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    Statt Action und Twists, Drama und raffinierter Gesellschaftskritik verpackt in einer anspruchsvollen Thriller-Story. Die Mini-Serie Trepalium bewegt sich in der Tradition von Sci-Fi die überzeichnete Zukunftsvisionen als Möglichkeit zur Kritik der Gegenwart nutzt.

    Irgendwann in der Zukunft: 80% der Bevölkerung sind arbeitslos. Jene 20% die eine Stelle haben, leben in der, von einer hohen Mauer umgebenen, Stadt. Ausserhalb befindet sich die „Zone“, in der die Arbeitslosen mit kargen Wasser und Nahrungsrationen kämpfen. Natürliches Wasser ist nur mit sehr hohem Krankheitsrisiko trinkbar.

    Als Zonenbewohner eine Stelle in der Stadt zu bekommen ist praktisch unmöglich, bis eine Gruppe von Rebellen durch eine Geiselnahme die Einrichtung von sogenannten „solidarischen Stellen“ erzwingt. Einige ausgewählte Zonenbewohner werden Stadtbewohnern als „solidarische Arbeitshilfen“ zugeteilt und erhalten dadurch Arbeit.

    Aufeinanderprall von Gesellschaftsschichten

    Zu diesen „Solidarischen“ gehört Izia. Sie wird der Familie des aufstrebenden Ingenieurs Ruben Garcia zugeteilt. Izia erhofft sich damit ein besseres Leben für ihren Sohn Noah zu ermöglichen. Ruben ist darüber allerdings nur wenig begeistert, plagen ihn doch eigene Probleme. Er will unbedingt die Stelle seines kürzlich verstorbene Vorgesetzten ergattern, um in der Karriereleiter nach oben zu kommen. Dazu ist er bereit alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel im Kampf nach oben zu nutzen. Dabei geht es ihm weniger um die höhere Stelle, sondern um seine eigene Tochter. Diese ist stumm und hat nur über eine Akademie für Kinder von Führungskräften eine Chance auf eine zukünftige Arbeitsstelle. Und wer keine Arbeit hat, der wird in die Zone verstossen.

    Diese mehrheitliche Vermeidung von schwarz-weiss Zeichnung ist eine der grossen Stärken von Trepalium. Am Ende versucht die Mehrheit einfach innerhalb des für sie festgesteckten Rahmens zu überleben. Die Stadtbewohner schauen auf die Zone herab und tragen zugleich jeden Tag die Furcht in sich, dorthin verstossen zu werden.

    Doch im Hintergrund arbeitet eine Gruppe von Rebellen daran, den Rahmen zu sprengen. Und aufgrund einer Kette von Umstände findet sich Izia plötzlich wiederwillig mittendrin im Geschehen. Es folgt ein Spiel um Täuschungen, Spionage und Intrigen.

    Über den Wert von Menschen und Arbeit

    Dabei gehen in Trepalium aber nie die emotionalen Wurzeln vergessen. Das Verzweifelte suchen nach Anerkennung in einer Welt, die einem für überflüssig betrachtet, steht im Kontrast zu der eigentlich gewünschten emotionalen Anerkennung von jenen Menschen, die einem am nächsten stehen. Ebenso beschäftigt sich die Serie am Rande mit der Schwierigkeit ein einst ausgegrenzter Teil der Bevölkerung wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

    Getragen von starken Schauspielern lebt Trepalium von starken leisen Szenen und moralischen Fragen. So wird zum Beispiel die Knappheit von Wasser hier nicht einfach nur erwähnt, sondern über Emotionen und Handlungen deutlich gemacht. Manchmal finden sich dafür einzelne Charakterszenen, die sich nicht wirklich in die gesamte Geschichte eingliedern. Da Trepalium allerdings nur sechs Folgen aufweist, halten sich diese wenigen Szenen, im Gegensatz zu den langen Lückenfüllern manch anderer Serien, stark in Grenzen.

    Optisch erinnert die „Zone“ an eine verfallene Gegenwart, während die Stadt mit futuristischer Architektur und klaren Uniformen für Berufsschichten stärker heraussticht. Allerdings besteht auch die Stadt nicht aus komplett abgehobenen Gebäuden, sondern ist eine Kombination aus Zukunftsbauten, die sich teilweise in alten Gebäude eingliedern.

    Fazit
    Emotionen, Gesellschaftskritik, Unternehmens-PR gone wrong und eine spannende Thriller-Geschichte bieten ein ausgezeichnetes Paket. Endlich wieder intelligente Dystopie-Geschichte für Erwachsene.

    4/5 Sterne

    Trepalium is momentan auf Netflix DE.

    Trepalium (2016), von Vincent Lannoo, Frankreich.

     

    Trepalium Filmszene

     

  • ARQ – Home Invasion in der Zeitschlaufe [Review]

    ARQ – Home Invasion in der Zeitschlaufe [Review]

    ARQ Filmszene

    Home Invasion meets Zeitreisen. Irgendwann in einer dystopischen Zukunft: Wissenschaftler Renton wacht neben seiner Freundin auf, als bewaffnete Männer sein Haus stürmen. Sie nehmen die beiden gefangen und wollen Geld. Was Renton da noch nicht weiss, er wird mehr als genug Chancen bekommen, das Szenario zu seinen Gunsten zu wenden. Findet er sich doch plötzlich in einer Zeitschlaufe gefangen, die mit seinem Tod immer von neuem beginnt.

    Die Idee ist natürlich nicht neu. Aber was bekannte Zeitschlaufen-Filme wie Groundhog Day oder sogar Edge of Tomorrow mit viel Humor würzen, nimmt ARQ als Grundriss für ein mehrschichtiges Thriller-Spiel.

    Renton muss nämlich nicht nur überleben, sondern kommt mit jeder Schlaufe auch der Motivation der Eindringlinge mehr auf die Spur. Zusätzlich verkompliziert wird die Sache, als er plötzlich nicht mehr der einzige ist, der sich der Zeitschlaufe bewusst wird. Aus einem simplen „Nächster Durchlauf“ wird ein spannendes Katz und Maus Spiel in mehreren Versuchen.

    Im ganzen Zeitchaos bleiben allerdings die Charaktere leider auf der Strecke. Sie dienen lediglich als Schachfiguren um die Idee umzusetzen, bringen aber nur wenig eigenen Persönlichkeit mit. So sind auch viele der Dialoge am Ende zwar plotlastig, aber nicht wirklich emotional realistisch.

    Dies macht ARG nicht unbedingt zu einem Must-See für jedermann, aber wer ein Ding für Thriller-Sci-Fi und Zeitreisen hat kann auf jeden Fall einen Blick darauf werfen.

    Der gelungene Umgang mit den verschiedenen Zeitdurchläufen macht nämlich auch das etwas schwache Ende durchaus wieder wett.

    Fazit

    Wer ein Ding für Thriller-Geschichten mit Zeitschlaufen kann auf jeden Fall einen Blick auf ARQ werfen, der zwar nicht perfekt ist, aber interessanten Kniffe mit sich bringt.

    3/5 Sterne

    ARQ (2016). Regisseur: Tony Elliott, USA.