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  • Piercing (2018) – fantastischer, selbstironischer Thriller [Review/NIFFF]

    Piercing (2018) – fantastischer, selbstironischer Thriller [Review/NIFFF]

    Man hat Agressionsprobleme und entscheidet sich zur „Beruhigung“ eine Prostituierte in einem Hotel umzubringen. So weit, so klassisch. Reeds (Christopher Abott) minuitöser Plan zersetzt sich aber ins Nichts, als die Prostituierte Jackie (Mia Wasikowska) in seinem Zimmer auftaucht. Diese hat nämlich ihre eigenen speziellen Vorstellungen.

    Es folgt ein raffiniertes Machtspiel um die Oberhand im Geschehen, körperlich, aber noch viel mehr psychologisch. Es entsteht in dieser Nacht eine Beziehung zwischen den Beiden, in der die Rollen Opfer und Täter konstant wechseln. In der Konsent scheinbar ausgehandelt und dann wieder gebrochen wird.

    Die Kamera spiegelt dabei erst Reeds Sicht, beginnt aber irgendwann ebenso Seiten zu wechseln. Reed erhält zwar mehr Hintergrund als Jackie, aber was ihren Machttanz angeht, sind die beiden sicht absolut ebenbürtig. Dies nicht zuletzt, weil Mia Wasikowska als Jackie eine absolute Wucht ist. In ihrer Jackie ist nichts von der unschuldigen Naivität von Mias letzten Rollen (Alice in Wonderland, Crimson Peak)zu finden. Jackie steht mit Reed auf einer Augenhöhe, ohne eine blosse Kopie von ihm zu sein.

    Dabei scheut Regissuer nie davor zurück die Komik der Situatin zu nutzten, ganz im Gegenteil: Piercing ist ein zutiefst selbstironischer Film. Zugleich Hommage und Persiflage von Giallo Filmen und American Psycho – Style. Während die beiden Darsteller ihre Rollen grandios ernsthaft spielen, arbeiten Szenerie, Schnitt und Kamera die Absurdität des Geschehens heraus.

    Es ist dieser Humor der Piercing von einem sehr guten Thriller, zu einem fantastischen schwarzhumorigen Erlebnis macht.

    Fazit
    Piercing ist eine fantastischer selbstironsicher Thriller, der mit seinem Kammer-Machtspiel zwischen zwei ebenbürtigen Gegnern sowohl eine Giallo-Persiflage, als auch liebevolle Hommage ist.

    5/5 Sterne

    Piercing lief am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) 2018.

    Piercing (2018), Regie: Nicolas Pesce, USA.

    Summar

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  • When The Trees Fall (2018) – [Review/NIFFF]

    When The Trees Fall (2018) – [Review/NIFFF]

    When The Trees Fall (2018)

    Teenagerin Larysa sehnt sich nach einem anderen Leben, als das in der Provinz der Ukraine. Sie schmiedet mit ihrem Freund Scar Pläne dem Kleinstadtleben zu entflüchten. Doch Scar ist ein Roma, Familie und Nachbarn verurteilen die Beziehung. Mutter und Grossmutter versuchen Larysa in „geordnet“ traditionelle Bahnen zu bringen.

    Genauso wie auch Larysa Grossmuster einstmals ihre Liebe zu einem Roma aufgab, um eine traditionelle Familie zu gründen. Die ältere Generation hat sich dem Leben nach Normen und Regeln gefügt, der Nachwuchs hat nun gefälligst zu folgen. Larysas fünfjährige Cousine Vitka darf noch unbeschwert ihrer Vorstellungskraft fröhnen, aber die Teenager sollen die vorgegeben Pfade nehmen. Pfade, die in einer Stadt von dieser Grösse ziemlich klein sind.

    Diese Gefühl von Eingeengtheit, die Sehnsucht nach einer andere Lebensweise, fängt Regisseurin Marysia Nikitiuk in ruhigen, ausdrucksstarten Szenen ein. Meist verlässt sie sich dabei auf wenige Worte, kleine Gesten Ausdruck ihrer Darstellerinnen, selten schimmert Vitkas Vorstellungskraft als Gegenstück zur engen Realität durch.

    Die Erzählung kommt mehrheitlich ohne grosse Ereignisse aus. Larysa will weg, sie schafft es aber nicht selbst ein Feuer zu entfachen und Scar ist bald mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Beide kämpfen mit den Einschränkungen ihrer Herkunft, die ihnen kaum abweichende Wege offen lässt.

    When The Trees Fall ist keine wilde Rebellionsgeschichte, sondern die Beobachtung einer sich langsam schliessenden Schlinge. Dabei nimmt sich der Film manchmal zu viel Zeit in der Beobachtung zu schwelgen, macht diese aber mit anderen emotionalen und wünderschön gefilmten Szenen wieder wett.

    Fazit
    When The Trees Fall kommt nicht mit einem packend traditionellen Erzählrahmen daher, Regisseurin Nikitiuk kreirt aber gerade durch die ruhigen Erzählweise Szenen voller Ausruckskraft, die in bezaubernd gefilmten Bildern daherkommen.

    3.5/5 Sterne

    When The Trees Fall läuft nochmal am Neuchâtel International Fantastic Film Festival am 13.07.2018 um 17:15.

    When The Trees Fall / Koly padayut dereva (2018), Regie: Marysia Nikitiuk, Ukraine/Polen/Republik von Mazedonien.

  • Grave / Raw [Review] – blutige Coming-of-Age-Story

    Grave / Raw [Review] – blutige Coming-of-Age-Story

    Grave war der “Schockfilm” 2016 am Cannes Film Festival mit Ohnmachtsabfällen im Publikum. Den Film darauf zu beschränken wäre aber falsch. Tatsächlich nutzt Regisseurin Julia Ducournau Schockmomente sehr präzise, um eine tiefe Coming-Of-Age Geschichte zu erzählen.

    Justine zieht von zu Hause aus, um alleine auf dem Universitätscampus zu leben. Dort setzt sie die Familientradition fort und studiert Veterinärmedizin, wie bereits ihre ältere Schwester. Zum ersten Mal findet sich Justine damit ausserhalb der elterlichen Regeln und als sie beim Ritual für Neustudierende aufgefordert wird Fleisch zu essen, gibt sie dem Druck trotz ihres vegetarischen Elternhauses nach. Was ziemlich banal klingt, entwickelt sich bald zu einem ernsthaften Problem: Justine entwickelt eine zunehmend unkontrollierbare Lust nach Fleisch, menschlichem Fleisch.

    Die Symbolik ist ziemlich eindeutig: Überbehütet aufgewachsene junge Frau testet ihre neue Freiheit aus und schlägt dabei erst recht über die Stränge. Zumal die Eltern nur mit Verboten statt mit Erklärungen gearbeitet haben. Das der erste Auslöser Gruppendruck ist, passt dazu wunderbar.

    Justines ältere Schwester hätte zwar die Möglichkeit dem entgegen zu treten, doch statt der jüngeren zu helfen, sucht sie lieber nach einem Partner-in-Crime und stösst Justine genauso ins kalte Wasser. Mit der Betrachtung einer schwierigen Schwestern-Beziehung erinnert mich Grave beinahe ein wenig an den älteren B-Movie Horror-Kultfilm Ginger Snaps (2000), auch wenn die beiden Filme gerade bezüglich Produktion und Kamera keineswegs vergleichbar sind.

    Dabei nimmt Regisseurin Ducournau den Zuschauer mit in den Kopf von Justine. Strauchelt sie verloren durch eine Party, schwingt die Kamera mit. Schockmomente werden langsam aufgebaut. Die Bilder unterstützen mit einer präzisen Kälte Justines Verlorenheit. Die Cinematographie ist ebenso deutlich passend aufgebaut wie die Geschichte.

    So finden sich in Grave auch gar nicht derart viele brutale Szenen. Ducournau knallt nicht einfach des Schockes wegen möglichst viel Blut in den Film, sie nutzt besagte Szenen stattdessen sehr gezielt, maximiert deren Wirkung.

    Dabei vermischt sich Justines ungewöhnliche Lust nach wortwörtlichem Fleisch bald mit der «gewöhnlichen» Lust, ihrer ebenfalls erwachender Sexualität. Und spätestens hier mischt sich eine weitere Zutat in das Spiel: eine ausgezeichnete Portion makabrer Humor. Als ob die eine Luste ohne die andere nicht schon genug kompliziert wäre.

    Der Titel Grave ist dann übrigens auch französisch für „schwerwiegend, gravierend“ und nicht das englische Wort für Grab.

    Und mittendrin natürlich Garance Marillier  als Justine, die sowohl Justines verletzliche Verlorenheit, als auch ihre schlummernde animalische Kraft mit Wucht auf die Leinwand bringt.

    Fazit

    Grave ist eine herausragende, blutig-makabre Coming-of-Age Story mit unzimperlicher, fesselnder Cinematographie.

    5/5 Sterne

    Grave läuft aktuell im Riff Raff Kino in Zürich in französischer Originalsprache mit englischen Untertiteln und ist ab dem 26.10.2017 auf DVD/Blu-Ray/digital erhältlich.

    Grave (2016), Regie: Julia Ducournau, Frankreich.

  • The Endless [Review/NIFFF17] – virtuoser atmoshphärischer Horror

    The Endless [Review/NIFFF17] – virtuoser atmoshphärischer Horror

    Regisseure Benson und Moorhead sind bereits mit der Horror-Romanze Spring positiv aufgefallen. Mit The Endless wagen sie sich nun in düsteres Territorium mit einem atomsphärischen, lovecraftschen Horror-Thriller über eine Sekte im Wald.

    “Lovecraftisch” wird gerne benutzt um jeden Horror zu beschreiben, der etwas atmosphärischer ist, The Endless verdient diesen Titel aber ohne Zweifel. Von der ersten Szene an kreieren die Regisseure Justin Benson und Aaron Moorhead eine Stimmung voller Unbehaglichkeit. Die Brüder Justin und Aaron, ebenfalls gespielt von Benson und Moorhead, sind ehemaligen Mitglieder einer UFO-Sekte. In ihrem neuen Leben haben sie sich mehr schlecht als recht eingerichtet. Als sie eine mysteriöse Abschiedsbotschaft von der Sekte erhalten, beschliessen die Beiden für ein paar Tage zu ihren Wurzen zurückzukehren. Auf was sie dort wirklich treffen, sind sie aber überhaupt nicht vorbereitet.

    Die Rückkehr erfolgt für den jüngeren Aaron mit nostalgischen Gefühle für das einfachere Sekten-Leben, während Justin nur wiederwillig mitkommt. Die beiden Brüder nehmen damit die Gesellschaft im abgelegenen Wald aus unterschiedliche Perspektiven wahr. Dementsprechend ist es Justin, dem bald auffällt, dass im scheinbar friedliche Naturgebiet etwas nicht stimmt. Es sind subtile Details, die ihn, genauso wie den Filmzuschauer, irritieren und auf etwas Grösseres hinweisen.

    Während die Sektenmitglieder friedlich ihre Lieder singen, hat der düstere Wald etwas von Beginn weg bedrohliches an sich. In Braun-Grün-Grau-Tönen gehalten herrscht eine ungewisse Enge, etwas scheint stets zu lauern. Dadurch bauen A und B eine vielversprechende Atmosphäre auf. Dass Grauen herrscht im Detail, es entsteht aus der Situation.

    Was The Endless wirklich herausstechend lässt ist aber, dass a und B nicht nur mit Inszenierung etwas tolles versprechen, sondern dies auch liefern. Was sich hinter der Gemeinschaft verbirgt, ist ein kein blosses ausgelatschtes Horror-Klischee. Stattdessen ein bedrückender, verrücktmachender Entwurf verschiedener Realitäten. Dieser sind nicht nur bedrohlich für die beiden Brüder, sondern konfrontieren sie auch auf ganz persönlicher Ebene mit ihrer Beziehung untereinander. Wenn sie eine Chance haben wollen, müssen die Beiden sich auch mit sich selbst befassen.

    Fazit
    The Endless ist ein subtiles, poetisches Horror-Thriller Meisterwerk mit einer lovecraftschen bedrückende Atmosphäre. Dessen Geschichte unbekannte raffinierte Pfade betritt und dabei geschickt das Grauen auch auf das Innere der beiden Protagonisten zurückspiegelt.

    5/5 Sterne

     

    Fun Fact aus dem Q&A am NIFFF
    Obwohl schon alle bisherigen Filme von Benson und Morrhead einen deutliche lovecraftschen Vibe haben, hatten sie lange kein einzige Geschichte von Lovecraft gelesen. Erst als die ersten Kritiker ihre Filme als „lovecraftisch“ bezeichneten, beschlossen die beiden einmal ein paar Text zu lesen von dem Typ mit dem sie immer verglichen werden.

     

    LEICHTER SPOLIER:
    The Endless ist leicht verknüpft mit dem Erstling der Regisseure, Resolution (2012), aber keine direkte Fortsetzung.

     

     

    The Endless(2017), Reg.: Justin Benson & Aaron Moorhead, USA.

  • El Bar [Review/NIFFF17] – jeder für sich

    El Bar [Review/NIFFF17] – jeder für sich

    Man stecke eine Gruppe verschiedener Fremder in eine Bar, fügte eine unbekannte Bedrohung dazu und wartet wie lange es dauert, bis sie sich gegenseitig verdächtigen. Als die Gäste einer spanischen Bar merken, dass ein Scharfschütze alle erschiesst, die das Gebäude verlassen, dauert es nicht sehr lange bis zu den ersten Anschuldigungen.

    Erster Verdächtiger: Der Hipster mit Bart und grosser Ledertasche. Einige Gäste haben sofort ihr Terroristen-Feindbild gefunden. Versuche ihn zu verteidigen enden in der Anschuldigen der nächsten Person. Dazu stiftet der mit Bibel-Zitaten um sich schmeissende Obdachlose sein eigenes Chaos. Präzise Dialoge sorgen für eine beklemmende Stimmung und Schlagabtäusche, die trotzdem auch eine gute Portion Humor tragen. Im Hintergrund untermalt die Musik das schwellende Chaos. Mal leise und dezent, mal im markanten Cresendo.

    Da die Mehrheit der Gäste sich nicht oder kaum kennt, entstehen Konflikte über Steorotypen in den Köpfen, Angst vor Unbekannten und einer Entladung von Klassenkonflikten. Die Bar wird zu einem kleinen Abbild der Gesellschaft. Zusammengedrängt können die Bargäste sich gegenseitig nicht ausweichen. Ein Gefühl, das mit der Kamera unter anderem durch viele Close-Ups verstärkt wird.

    Als die Ursache für die Todesfälle schliesslich gefunden wird, bessert sich die Lage keineswegs. Jeder versucht nun irgendwie zu leben. Bündnisse werden eingegangen und wieder verraten. Vom dialogfokus weicht Regisseur Iglesias nun etwas ab, während das Tempo des Films zunimmt. Die zu Beginn vorhandene Unterschwelligkeit weicht direktem Konflikt. Einige aufgeworfenen Konzepte gehen dabei etwas verloren. Noch immer geht es aber im Kern darum, wem man in einer Extremsituation über den Weg trauen kann. Wem man hilft und wem man in den Rücken schiesst, wenn man Ende selbst heil davonkommen will. Ob es überhaupt möglich ist, dass Gewissen rein zu halten, wann man nicht verdrückt werden will. Aufatmen geht erst am Ende wieder.
    Fazit

    El Bar ist schwarze Komödie und ein Film voller Beklemmung zugleich. Wird vom Spiel mit Dialogen zunehmend zu einem intensiven Strudel in die Abgründe der Menschlichkeit, während jeder für sich versucht zu überleben.

    4.5/5 Sterne

    El Bar hat am NIFFF 2017 den Silver Méliès für den besten EU Feature Film gewonnen.

    UPDATE: El Bar ist auf Netflix DE verfügbar.

    El Bar (2017), Reg.: Álex de la Iglesias, Spanien.

  • Tragedy Girls [Review/NIFFF17]

    Tragedy Girls [Review/NIFFF17]

    Highschool-Girls, BFFs, Eifersucht, Social Media und Serienkiller, klingt nach dem typische Horror-Slasher. Tragedy Girls verdreht das bekannt Muster aber humorvoll, mit Girls, die keineswegs die Opferrolle einnehmen.

    McKayla (Alexandra Shipp) und Sadie (Brianna Hildebrand) wollen, was viele Teenager in ihrem Alter halt so wollen: Aufmerksamkeit. Dass sie dafür Social Media wählen, ist auch nicht weiter ungewöhnlich, wie sie das Material für ihre Posts zusammenbekommen ist allerdings, speziell. Die beiden besten Freundinnen haben ein Ding für Serienkiller und dies nicht in der passiven Art: Statt Mörder anzuhimmeln schreiten die beiden kurzerhand selbst zur Tat, um anschliessen auf ihren Social Media Kanäle über die „tragischen“ Todesfälle zu berichten.

    Die beiden Darstellerinnen Shipp und Hildebrand sind dabei pure Perlen. Wie sie die verzweifelte Sucht der Girls nach mehr Likes und ihre Lust an den Mordplänen auf die Leinwand bringen ist einfach nur herrlich komisch. Das besagt Pläne dabei oft absurd schief gehen, trägt zum Unterhaltungswert bei. Der dabei ärgste Feind der beiden Mädels? Der Sheriff. Aber nicht etwa weil er ihnen auf der Spure wäre, sondern weil er die Morde partout als Unfälle vertuschen will, um eine Panik zu vermeiden. Um endlich die gesuchte Aufmerksamkeit zu bekommen, müsse McKayla und Sadie deswegen zunehmend erfinderischer werden. Dazu wiegeln sie auch gerne mal die ganze Stadtbevölkerung auf. Und zum Glück haben die beiden wenigsten den Sohns des Sheriffs (Jack Quaid) im Wickel.

    Aber Ruhm hat bekanntlich seine Schattenseiten und ist schwierig zu teilen. So stellt die zunehmende Bekanntheit der beiden bald ihre Freundschaft auf eine harte Probe. Eifersucht zwischen BFFs ist natürlich ebenfalls ein bekanntes Muster von Highschool-Filmen und Tragedy Girls bleibt am Ende auch immer etwas vorhersehbar. Dabei wird man aber trotzdem immer so wunderbar humorvoll unterhalten, dass dies nicht stark stört. Und die Geschiche um die Freundschaft der beiden gibt dem ganzen Chaos einen runden Rahmen.

    Fazit

    Tragedy Girl ist eine herrlich rasante Slasher-Komödie mit wunderbarem schwarzem Humor, in der für einmal die Girls morden dürfen. Inkl. Seitenhiebe auf die Sucht nach Social Media Berühmtheit.

    4/5 Sterne

    UPDATE: Tragedy Girls läuft vom 11. – 21 Mai 2018 im B-Movie Kino in Basel, Schweiz.

    Tragedy Girls läuft noch einmal am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) am 8. Juli 2017 um 17:30.

    Tragedy Girls (2017), Reg.: Tyler Macintyre, USA.

  • Hostile [Review/NIFFF17] – Dystopie Thriller mit Background Romanze

    Hostile [Review/NIFFF17] – Dystopie Thriller mit Background Romanze

    Juliette ist in einer dystopischen Zukunft auf der Suche nach Essen, als sie durch einen Autonunfall kurz vor Sonnuntergang alleine in der Wüste strandet. Ungünstig, da in der Nacht Monster aus ihren Löcher kriechen, denen Juliette definitv nicht über den Weg laufen will. Erst recht nicht alleine, mit wenig Munition und einem gebrochenen Bein.

    Genau in dieser Situation findet sie sich aber wieder mit dem Autowrack als einzige Zufluchtsmöglichkeit im Dunkeln. Und Dunkel heisst in diesem Film wirklich dunkel. Wo das Bild anderswo leidliglich einem etwas dünkleren Tag gleicht, ist die Dunkelheit hier undurchdringbar pechschwarz. Nur was tatsächlich von Lichtquellen erleuchtet wird, ist in Kegeln sichtbar. Zusammen mit der Beschränkung auf das Autowrack als Handlungsgebiet sorgt dies für eine intensive klaustrophobische Stimmung. Das Spiel mit Licht und Schatten funktioniert definitiv.

    Auch Darstellerin Brittany Ashworth trägt dazu eine ganze Menge bei, zumal sie alle diese Szenen praktisch alleine tragen muss, während Juliette zwischen purer Panik und Mut hin und herschwankt.

    Unterbrochen wird das Kautz und Maus Spiel beim Autowrack immer wieder von Rückblenden aus Juliettes Vergangenheit. Diese sind ein zweischneidiges Schwert. Sie folgen Juliettes erster Begegnung mit ihrem Ehemannes bis hin zum Auslöster des dystopsichen Untergangs. Die Beziehung ist dabei ein sehr simpel überzeichnetes Muster von reicher Mann trifft auf arme Frau, verliebt sich und rettet sie. Und obwohl der Film einige damit aufkommende Probleme am Ende doch noch antönt, bleibt das Ganze doch zu flach, um nicht einfach nur seltsam zu wirken. Spannend ist die Geschichte damit vor allem weil sie verspricht aufzudecken woher die Monster kommen. Und weil glücklicherweise die Chemie zwischen den beiden Darstellerin Ashworth und Grégory Fitoussi stimmt. Dadurch funktionieren zumindest die einzelnen Szenen der Beziehung, auch wenn der ganze Geschichtbogen einen fahlen Geschmack hinterlässt.

    Die Rückblenden unterbrechen auch immer wieder den Spannungsbogen der Haupthandlung, was zu Beginn etwas mühsam ist. Mit der Zeit verleihen sie aber Juliette mehr Tiefe und beinflussen die Hauptstory zunehmen.

    Ausserdem sind da noch die Monster. Der Film lässt sich positiv viel Zeit, bis sie voll sichtbar ins Licht treten und dann überzeugen sie voll. Das Konzept an sich mag nicht super originell sein, die Umsetzung ist aber ein geniales Maskenwerk, das wirkt.

    Fazit
    Hostile verbringt eine Teil der Erzählung in Rückblenden, die mit ihrer fahlen „Weisser Ritter“-Romanze nicht ganz überzeugen. Die Haupthandlung ist aber ein intensives Versteckspiel ums Überleben in und um ein Autowrack mit einem präzisen Einsatz von Licht, Schatten und Kamera.

    3.5/5 Sterne

    UPDATE: Hostile läuft im Schweizer B- Movie Kino in Basel vom 7.  – 11. Juni 2018.

    Hostile läuft noch einmal am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) am 7. Juli 2018 um 22.30.

    Hostile (2017), Reg.: Mathieu Turi, Frankreich.

  • Le Manoir [Review/NIFFF17]

    Le Manoir [Review/NIFFF17]


    Eine Gruppe junger Erwachsener feiert Party in abgelegener Villa – kommt selten gut. Aber wird nicht immer so absolut grandios unterhaltsam wie in dieser tiefschwarzen und nicht mit Anzüglichkeiten geizenden, französischen Komödie.

    Die letze Neujahresparty bevor sich eine Gruppe Freunde in den Ernst des Lebens aufmacht, soll ein Kracher werden. Da kommt die verdächtig günstig mietbar Villa abgelegen im Wald grade recht. Das total verliebte Pärchen mit Chiau Chiau lädt ein, es kommen das Pärchen, das eigentlich nicht mehr zusammen ist, die schüchterne Cousine, die knallhart athletische Kollegin, das Muttersöhnchen, der angehende Schaupieler und der Hipster mit Drogenkoffer (die aber alle voll Natur sind im Fall!).

    Das sind natürlich Klischeemuster, aber Regisseur Datis gelingt es trotzdem keine Storyschablonen, sondern glaubhafte Charaktere in die Grusel-Villa zu schicken. Er präsentiert nicht überzeichnet jeden der Partygäste, sondern legt die soziale Hackordnung knackig in der ersten Szene fest, um dannach die Beziehungen unter den Charakteren in der Geschichte auszubauen. Nur die „nerdige“ Cousine bekommt etwas wenig Kanten ab.

    Deswegen funktioniert Le Manoir auch so wundebar: Die Geschehnisse mögen nicht neu sein, aber die Reaktionen der Charaktere sind präzises Comedic Timing und die Dialoge haken genau an den richtigen Stellen ein. Dabei gehts auch gerne unter die Gürteline, verkommt aber nicht zu prüdem „Haha, er hat Titten gesagt“-Humor. Ganz im Gegenteil sind hier alle ziemlich wunderbar direkt. 

    So wird die partywütige Meute bald von Vorkommnissen unterbrochen, die ihnen ihre Laune gehörig vermiest. Neben der Villa an sich, kommen auch noch gehörige Mengen an Alkohol, ein paar Pilzchen und Eifersucht ins Spiel. Was irgendwann in einem wunderbar absurden Finale endet, das man auf diese Weise kaum erwartet hat.

    Die Vielfalt unter den Partygästen sorgt auf dem Weg dahin für eine Menge an absurden Situationen (und ja, natürlich Todesfälle) und dass alle im 2000 Jahre Motto verkleidet sind, gibt mancher Szene noch den krönenden Abschluss.

    Fazit

    Le Manoir ist eine herrlich absurde Horror-Party Komödie, in der das Zusammenspiel zwischen vielfältigen Charakteren mit scharfen Dialogen zu einer Menge an urkomischen Situationen führt, die mit Klischees spielen, ihnen aber nie komplett verfallen. NIFFF-Filmtipp!

    4.5/5 Sterne

    Le Manoir läuft noch einmal am 7. Juli 2017 am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF).

    Le Manoir (2017), Reg.: Tony T. Datis, Frankreich.

  • Under the Shadow –  feiner psychologischer Horror [Review/ZFF]

    Under the Shadow – feiner psychologischer Horror [Review/ZFF]

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    Theran, 1980er Jahre, mitten im Irak-Iran Krieg. Shideh verbleibt mit ihrer Tochter alleine in der Wohnung, als seltsame Vorkomnisse sich häufen. Under the Shadow setzt wie The Babadook auf reale Ängste, die sich in Übersinnlichem verkörpern.

    Shideh fühlt sich eingeengt. Ihre Vergangenheit als politische Aktivistin hindert sie daran ihr Medizinstudium fortzusetzen und auf die Strasse kann sie nur mit angemessener Kopfbedeckung. Regelmässiger Bombonalarm prägt den Alltag der Familie. Als ihr Mann für den Krieg eingezogen wird, bleibt sie alleine mit ihrer Tochter in der Wohnung zurück.

    Über die Ängste des kleinen Mädchen schleicht sich aber bald eine weitere Präsenz in das Haus ein. Gleichzeitig verlassen immer mehr Nachbarn das Haus, um vor der steigenden Bombendrohung zu fliehen. So kreiert Regisseur Babak Anvari eine zunehmende Isolation von Mutter und Tochter. Zwischen Krieg, Unterdrückung und übersinnlicher Bedrohung zerfällt Shireh zunehmend im verzweifelten Versuch ihre Tochter zu schützen.

    Das eingedrungene Wesen tritt dabei nur selten, dafür absolut wirksam tatsächlich in Erscheinung. Begleitet von Wind und anderen unter die Haut gehenden Geräuschenz, in Gestalt von underbewussten Ängsten. Die lauernde Gefahr hat stets genug Präsenz, um den Zuschauer die Nackenhaare aufzustelle, ist aber zugleich so subtil, dass die generierten Ängste stets real wirken. Sie treibt langsam einen Keil zwischen Mutter und Tochter, weswegen Under the Shadow nicht nur Horrorfilm, sondern stellenweise auch Drama ist. Kein Wunder holte sich der Film am NIFFF die „Narcisse“ für den besten Spielfilm. Ein weltweiter Deal mit Netflix dürfte ihn zudem bald auf das Streamingportal bringen.

    Fazit

    Psychologischer Horror vom feinsten: Regisseur Babak Anvari schafft innerhalb des abgegenzten Mikrokosmos eines  Hauses eine unheimlich paranoide Stimmung mit einem grandiosen Darstellerduo.

    4.5/5 Sterne

    UPDATE: Under the Shadow ist jetzt auch auf Netflix DE.

    Under the Shadow läuft am 30.09.16 um 22:30 noch einmal am Zurich Film Festival.

    Under the Shadow (2016), Regisseur: Babak Anvari, Iran/Jordan/Qatar/UK.

  • The Handmaiden [Review/NIFFF]

    The Handmaiden [Review/NIFFF]

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    Regisseur Park Chan-wook ist bekannt für Filme wie Oldboy (2003), Thirst (2009) oder Stoker (2013). Sein neuster Film The Handmaiden ist eine koreanische Interpretation des englischen Buches Fingersmith von Sarah Waters. Eine Intrigenspiel um Macht und Leidenschaft.

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