Autor: Nicoletta

  • Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 [Review]

    Marvel's Jessica Jones Staffel 2

    Die erste Staffel Marvel’s Jessica Jones stach durch ihre Bereitschaft heraus Superheldenkräfte nicht einfach nur für grosse Action-Szenen, sondern auch als symbolisches Erzählmittel zu nutzen. Die zweite Staffel schlägt ähnliche Pfade ein, geht zugleich aber ihren ganz eigenen Weg.

    In der letzten Staffel hat Jessica Jones (Krysten Ritter) Kilgrave konfrontiert, der sie mit seiner Gabe zur Gedankenkontrolle manipulierte. Dass sie ihn dafür umlegen musste, lässt die Privatdetektivin nicht los, genauso wenig wie ihre restliche Vergangenheit. Sind ihre Superkräfte doch nicht angeboren, sondern Folgen eines illegales Experiment. Den Gedanken daran würde Jessica zwar lieber im Alkohol ertränken, doch seperate Nachforschungen ihrer Schwester Trish (Rachael Taylor) lassen Jessica bald keine andere Wahl mehr, als sich auf die Spuren der Täter zu machen.

    Aufarbeiten von Vergangenem und Beschreiten von neuen Pfaden

    Aber nicht nur Jessica sieht sich mit Dingen konfrontiert, die sie lieber ignorieren würde. Ihr Assistent Malcolm (Eka Darville) sucht nach dem Ende seiner Drogensucht seinen neuen Weg. Jessicas Adoptivschwester Trish kämpft mit Minderwertigkeitsgefühlen, die sich zunehmend mit Eifersucht auf Jessicas Kräfte verbinden. Und die alles kontrollierenden Anwältin Hogarth sieht sich neben dem Tod ihrer Ehefrau mit Fragen über ihr bisheriges Leben konfrontiert.

    Damit ist die Serie erneut weit weg von Superhelden-Action à la Daredevil. Dies gelang in der letzten Staffel nicht zuletzt wunderbar, weil David Tennant als Kilgrave ein perfekter Antagonist abgab. Gelingt es den MacherInnen der Serie also einen Kilgrave 2.0 zu schaffen? Nein, aber sie probieren es zum Glück gar nicht erst. Anstatt krampfhaft einen Ersatz hineinzudrücken, gehen sie neue Wege.

    Viele kleinen Fäden führen zu einem grossen Netz

    So wird die Story dieses Mal vorwiegend durch unterschiedliche Interessen vorangetrieben, die in Jessicas Weg kollidieren. Neben den Verantwortlichen für die Experimente etwa ein rivalisierendes Detektivbüro, das irgendwie mit Hogarth verbunden scheint. Oder Trish, deren eigenen Nachforschungen in Jessicas Vergangenheit zunehmend zu einer gefährlichen Obsession werden. Sowie weitere alte und neue Bekanntschaften.

    Dies führt zu einem Konfliktteppich, der langsam startet, aber am Ende umso dichter, persönlicher und unvorhersehbarer ausfällt. Spätestens ab der sechsten Folge sorgt das Aufdecken einer weiteren Drahtzieherin für eine sehr persönliche psychopathische Bedrohung für Jessica, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene als Kilgrave. Es soll nur soviel verraten werden: Die Thematik der Bedrohung zieht sich ab dann ebenfalls in mehreren Figuren geschickt durch die Handlung.

    Das Einzige was dabei neben dem langsamen Einstiegstempo etwas holpert ist Hogarth Erzählstrang, der sich nicht immer ganz sauber in die restliche Geschichte einfügen will. Da die Anwältin aber eine äusserst vielschichtige Figur ist, grandios gespielt von Carrie-Anne Moss, fällt dies nur wenig ins Gewicht.

     Fazit
    Marvel’s Jessica Jones sticht erneut heraus aus den Superhelden-Massen durch einen deutlichen Charakter-Fokus. Ein langsamer Start sorgt für eine dafür umso tiefergehende Auseinandersetzung mit Jessicas Vergangenheit und der Beziehung zu ihrer Schwester Trish.

    4/5 Sterne

    Die zweite Staffel von Marvel’s Jessica Jones ist auf Netflix streambar.

    (Ziprett Review zur ersten Staffel gibt es hier.)

     

    Eigentlich lohnt sich die Serie ja nur schon wegen dem wunderschönen Vorspann:

     

     

    Marvel’s Jessica Jones, Staffel 2 (2018), 10 Folgen, USA.

     

    (Titelbild: David Giesbrecht/Netflix)

  • Annihilation / Auslöschung – starker Film, mittelmässige Buchverfilmung

    Annihilation / Auslöschung – starker Film, mittelmässige Buchverfilmung

    Dass mir Annihilation als Film sehr gefällt habe ich schon geschrieben, trotzdem blieb ich nach der Sichtung enttäuscht zurück. Regisseur Alex Garlands Film ist eine harmlose, stark vereinfachte Version des Buches von Jeff VanderMeer. Es folgen LEICHTE BUCHSPOILER.

    «Film-Area X» ist ein Kinderspaziergang

    Gewisse Elemente können natürlich nicht auf die Leinwand übertragen werden, wie etwa VanderMeers Spiele mit der Sprache. Aber Garland beschränkt sich ganz auf den einfachsten Bio-Terror, streicht sowohl den wichtigen mysteriösen Turm, als auch den Hypnose-Subplot gänzlich.

    Was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Buch und Film haben ein langsames Erzähltempo, aber die im Buch von Beginn weg vorhandene psychologisch-düstere Spannung fällt im Film dadurch weg. Stattdessen gibt es zwischen den wenigen grossen Ereignissen oft rein beobachtende Sequenzen.

    Garland kommt erst am Ende in etwa bei einem Wahnsinn an, den das Buch schon in den ersten Kapiteln im Dunkeln lauern lässt. Das Fehlen des Turms hinterlässt ein Loch, das in langwierigen Sequenzen spürbar ist. Zumal sie gleich zu Beginn darauf stossen und er anschliessend ein konstantes Mysterium im Hintergrund ist. Ein Mysterium, das das Geschehen im Film harmlos aussehen lässt.

    Das Streichen der Hypnose schwächt die Spannung innerhalb des Teams und raubt ein zusätzliches Element der Bedrohung. Im Buch setzt die Psychologin alle Teammitglieder unter Hypnose, damit sie die Grenze zur Area X unbeschadet überqueren können. Die Folgen davon sind weitreichend.

    Garland hat am Ende aber nur die „einfachsten“ Bedrohungen für seinen Film übernommen. Kein Wunder, wirkt Portmans Lena gegen Ende des Films noch putzmunter im Vergleich zu ihrem Zustand im Buch.

    Er spielt im Buch kaum eine Rolle.

     

    Komplexe Wissenschaftlerin «darf» sich ganz auf den Ehemann fokussieren

    Lenas Charakter im Allgemeinen hat seine Differenzen zum Buch. Garland lenkt ihre Motivation in konventionelle Bahnen. Neben Neugierde treiben sie vor allem Schuldgefühle gegenüber ihrem Mann in die Area X. Lena will ihn retten, ihre innere Motivation dreht sich um ihren kranken Ehemann. Im Buch stirbt er bereits kurz nach seiner Rückkehr, vor ihrer Expedition. Ihre Hauptmotivation ist wissenschaftliche Neugierde. Ihre Hintergrundgeschichte dreht sich nicht um ihren Ehemann, sondern um ihre wissenschaftliche Karriere, um ihre Wünsche, Bedürfnisse, Eigenschaften. Daneben will sie zwar schon wissen was mit ihm passiert ist, aber dies nimmt den zweiten Rang ein. Lenas komplexe Hintergrundstory wird aber im Film zu: «Sie hat Schuldgefühle, weil Eheprobleme.»

    Damit liess mich Annihilation am Ende mit gespaltenen Gefühlen zurück. Als Buchverfilmung mag mir der Film nicht so recht gefallen, als eigenständigen Film hingegen schon. Garlands Vision ist deutlich distanzierter, theoretischer, während VanderMeer noch tiefer gräbt.

    Am besten schaut man sich den Film als Buchkenner als alternative Version der Geschichte an und geniesst «Annihilation light» ohne an das Buch zu denken.

    Was halten andere Buch-LeserInnen vom Film?

     

    Annihilation ist ab dem 12. März 2018 auf Netflix streambar.

    Das Buch von Jeff VanderMeer ist überall im Handel erhältlich und der erste Teil der Southern Reach Trilogie.
    Zum Beispiel bei Amazon.de auf Deutsch oder in der englischen Originalsprache (Affiliate Links).

    (Bilder: Paramount Pictures / Photo Credit: Peter Mountain)

  • Jessica Jones: Episoden-Titel Reveal mit Pulp Covers

    Jessica Jones: Episoden-Titel Reveal mit Pulp Covers

    Der Jessica Jones Twitter hat auf spezielle Art die Titel der neue Episoden bekannt gegeben: Mit Pulp Covers für jede Episode. Durchgehend von Künstlerinnen gestaltet, geben die Covers auch Regisseurin und Autorin der Episode bekannt und enthalten erste Hinweise auf den Inhalt?

    Jessica Jones läuft ab dem 8. März 2018 auf NetflixDE.

     

  • Annihilation / Auslöschung [Review] – philosophischer Sci-Fi Alptraum-Trip

    Annihilation / Auslöschung [Review] – philosophischer Sci-Fi Alptraum-Trip

    Annihilation (2019)

    «Nur auf Netflix, weil nicht massentauglich», die Verfilmung des Sci-Fi Buchs Annihilation von Vandermeer hat schon im Voraus Wellen geschlagen. Tatsächlich wird der Film nicht jedem gefallen, Liebhabern von nachdenklich machender Sci-Fi dafür umso mehr.

    Lena (Natalie Portman) ist Biologie-Professorin mit Militärvergangenheit, deren Mann spurlos auf einer geheimen Mission in der Area X verschwunden ist. Als er mit Gedächtnisschwund und schwerkrank plötzlich wieder in der Küche steht, beschliesst Lena sich der nächsten Expedition in die Area gleich selbst anzuschliessen.

    Sie wird Teil eines fünfköpfigen Teams, bestehend aus ihr (Biologin), einer Physikerin, einer Anthropologin, einer Sanitäterin und einer Psychologin. Durch eine schimmernden Mauer betreten sie die Area X, ein Gebiet komplett evakuiert und der Wildnis überlassen. Ein Gebiet, das aus bekannten Pflanzen und Materialen besteht, aber während der Expedition zunehmend Verdrehungen und Veränderungen des Gewöhnlichen preisgibt.

    Buchautor Vandermeer beschreibt Area X als zugleich absolut unheimlich und unglaublich wunderschön. Regisseur Alex Garland nimmt etwas Distanz vom Düstern, kreiert aber tatsächlich wunderschöne Bilder, die zugleich irritieren. Die deutlich machen, dass in der Area X nichts den altbekannten Regeln folgt. Ein vielfältiges Blumenmeer am Teich bezaubert, bis Lena erkennt, dass die Pflanzen so gar nicht wachsen dürften. Einzigartige Bilder, die sich lohnen auf einem möglichst grossen Bildschirm zu geniessen.

    Area X stellt das Sein selbst in Frage: Was ist Bewusstsein, wenn der Körper am Ende doch nur eine Sammlung veränderbarer Zellen besteht? Die Angst um das eigene Leben weicht bald Verwirrung, Panik, und Misstrauen.

    Annihilation ist weit weg von einem Action-Film, auch wenn der Trailer dies vorzugeben scheint. Gefahr dringt durch wenige gezielte Ereignisse ein. Was mit einer noch harmlosen Tierattacke beginnt, kombiniert die Angst um Leben bald mit dem Terror über die blosse Existenz von gewissen Dingen. Area X ist definitiv ein irrer Trip für sich. Ein Trip, der getragen wird von einer hervorragenden Schauspielcast. Natalie Portman füllt ihre Rolle bis in die letzte Sekunde und ihren Mitspielerinnen gelingt es den Nebenfiguren ebenfalls Charakter zu verleihen, obwohl sie wenig Raum dafür erhalten.

    Statt auf Interaktionen im Team setzt Garland nämlich häufig auf meditative Bilder und verpasst damit die Chance eine durchgehende Spannung zu erzeugen. Der Grundton ist damit häufiger eher zurückhaltend, aus Lenas Sicht beobachtend, bis wieder ein grosses Ereignis kommt. Dies führt zu einigen kleinen Längen im Film. Garland scheint eher interessiert am philosophischen Gedankgang an sich, als am inneren Terror, den dieser auslösen kann. Ganz im Gegensatz zum durchgehend düsteren Psychodrama im Buch. Dazu aber in einem weiteren Artikel mit Unterschieden zum Buch mehr.

    Fazit

    Garlands Annihilation ist ein starker, langsamer, philosophischer Sci-Fi Film mit bezaubernden Bildern in einer verstörenden, einzigartigen Welt.

    4/5 Sterne

    Annihilation/Auslöschung ist ab dem 12. März 2018 exklusiv auf Netflix streambar (überall ausserhalb der USA und Kanada).

     

     

    (Titelbild: Paramount Pictures / Photo Credit: Peter Mountain)

  • What Happend to Monday [Review] – siebenmal starke Noomi Rapace

    What Happend to Monday [Review] – siebenmal starke Noomi Rapace

    Im Jahr 2034 herrscht massive Überbevölkerung, die zu einer Ein-Kind-Politik geführt hat. Gebiert eine Frau mehrere Kinder werden die jüngeren in Tiefschlaf versetzt. Eine Gruppe von sieben Zwillingen umgeht das Gesetz, in dem sie alle in der Öffentlichkeit dieselbe Identität von Karen Settman verkörpern. Jeder der sieben Schwestern hat „ihren“ Wochentag. Monday verkörpert Karen am Montag, Tuesday am Dienstag und so weiter. Dies gut geht, bis Monday eines Abends nach der Arbeit nicht nach Hause kommt. Die sechs verbleibenden Schwestern müssen herausfinden was passiert ist, ohne dabei ihr Geheimnis preiszugeben.

    Regisseur Tommy Wirkol  hat zuletzt die Splatter-Action-Filme Hansel & Gretel und Dead Snow gedreht, What Happend to Monday hat aber mit beiden Filmen überhaupt nichts gemeinsam. Wirkols neustes Werk ist im Vergleich geradezu ruhig und deutlich mehr im Realismus verankert.

    Gespielt werden alle sieben Schwester von Noomi Rapace, die einen grossartigen Job macht. Dank ihr wirken die Schwestern tatsächlich wie verschiedene Personen. Und dies obwohl sie leider nicht gerade viel Unterstützung vom Drehbuch bekommt. Eine der grössten Schwächen des Filmes ist die fehlende Charakterisierung der Schwestern. Natürlich gibt es „Die Nerdige“, „Die Rebellische“, „Die Tussi“, etc., aber wirklich Tiefe bleibt für den grössten Teil des Filmes aus. Dies ist besonders schade, da die Geschichte unter Anderem auf den Zusammenhalt zwischen den Schwestern fokussiert und mit mehr Tiefe wäre hier noch wesentlich mehr drin gelegen. Aber auch so hebt dieser Aspekt den Film immerhin aus dem Standard des Sci-Fi-Actionbrei heraus. Überhaupt behält Regisseur Tommy Wirkola den Fokus strikt auf den Geschwistern, kein Held in strahlenden Rüstung schwingt vorbei um den Fokus an sich reissen. Die Sieben sind die deutlichen aktiven Treiber der Geschichte, selbst wenn sie Hilfe erhalten.

    Dabei kommen ihnen all ihre unterschiedlichen Talente zu Nutze, inklusive obligatorischer Verführungsszene. Wobei letztere allerdings plötzlich ganz andere Züge annimmt, als dies in der Regel der Fall ist. Auch die Actionszene funktionieren. Brilliant vor allem eine Szene im engen Haus der Schwestern, bei der sich alle Sieben mit unterschiedlichsten gegen eine Gruppe von Angreifer wehren, was in einer brillant geschnittenen und gar nicht zimperlichen Prügelei endet. Um Spannung zu erzeugen, nutzt Regisseur Wirkola dabei einen weiteren Vorteil von sieben Hauptfiguren: Es ist möglich nicht alle überleben zu lassen. Dementsprechend entsteht nie das Gefühl, dass eine gefährliche Situation sowieso irgendwie gut enden wird.

    What happend to Monday hat damit eine Menge Punkte, die ihn aus dem Sci-Fi-Actionbrei herausheben, leider aber auch eine weitere Schwäche: Wer auch nur ein bisschen mit Sci-Fi vertraut ist, wird zumindest Teil des finalen Twists schon in den ersten paar Minuten erahnen. Enttäuscht wird ausserdem wer sich eine tiefe moralische Auseinandersetzung mit der Ein-Kind-Thematik erhofft hat. Der Fokus legt deutlich stärker auf den Problemen der Schwestern.

    Aber als simpler Sci-Fi-Action-Film macht What Happend to Monday eine Menge Spass und bringt ein paar frische Aspekte auf den Tisch. Besonders in Bezug zu weiblichen Heldinnen in diesem Genre, die sonst oft nur sexy Sidekick oder Damsel in Distress sind.

    Und nicht zuletzt, umgeht Regisseur Tommy Wirkola seine Budget Restriktionen äusserst geschickt. Viele Szenen spielen an denselben Orten, aber innerhalb der Geschichte fällt dies nie negativ auf.

    Fazit

    What Happend to Monday hat einen vorhersehbaren Standard-Sci-Fi Plot, trotzdem bietet er gute Unterhaltung, dank Noomi Rapace, einer guten Thriller/Action-Mischung und einer Erzählweise, die erfrischend neue Aspekte im Genre auf den Tisch bringt.

    3.5/5 Sterne

    What Happend to Monday ist auf Blu-Ray/DVD/digital erhältlich.

    What Happend to Monday (2017), Regie: Tommy Wirkola, UK/Frankreich/Belgien/USA.

     

    (Titelbild: Impuls Pictures AG)

  • Cloverfield Paradox [Review] – viel Lärm um Mittelmass

    Cloverfield Paradox [Review] – viel Lärm um Mittelmass

    Cloverfield Paradox

    Netflix ist mit Cloverfield Paradox ein grossartiger PR Stunt gelungen. Noch nie lief ein Filmtrailer während dem Superbowl mit der Ankündigung, dass der Film zwei Stunden später bereits streambar ist. Erst recht nicht einer, der in eine bekannte Franchise eingebettet ist. Leider sagt dies noch nichts über die Qualität des Filmes aus und die war enttäuschend. 

    Cloverfield Paradox kann sich nicht entscheiden, was er eigentlich sein will. Das Ganze startet als durchaus soliden Mystery-Thriller: Crew geht ins Weltall um ein Experiment durchzuführen, das die Energieprobleme auf der Erde lösen soll. Dabei geht etwas schief und plötzlich häufen sich seltsame Vorkommnisse an Bord des Raumschiffes. Das Mysterium verspricht weckt Interesse, auch wenn die Charaktere bereits von Beginn weg ziemlich flach sind.

    Das erste grosse Ereignis nach dem Experiment sorgt dann auch für ordentlichen Grusel-Faktor, es wird bedrückend im All. Und dann… Dann macht der Film plötzlich eine 18o Grad Wende und stürzt mit mehr oder weniger freiwilliger Komik volle Wucht ins B-Movie Territorium.

    Okay, etwas Humor schadet ja nicht, also wird alles halt etwas cheesy. Die nächste Szene will aber plötzlich wieder hochdramatisch sein? Und oh, jetzt passiert hier noch etwas völlig Zufälliges, das noch jemanden umlegt? Hä? Was? Warum? Woher kommt? Ach, ich gebs auf. Scheint als hier jemand einfach zufällige Szenen aneinandergereiht, in denen jeweils wieder jemand sterben darf.

    So zumindest wirkt der Film, man endlich irritiert am Ende ankommt, wo dann noch die obligatorisch Cloverfield-Verbindung angetackert wird. Da verwundert es auch nicht mehr sonderlich, dass der ansonsten grandiose Darsteller Daniel Brühl während dem ganzen Film so wirkt, als wolle er die Sache so rasch als möglich hinter sich bringen. Hauptdarstellerin Gugu Mbatha-Raw kommt dafür umso besser weg, weil sie innerhalb des ganzen Chaos tatsächlich ihren Charakter irgendwie trägt.

    Auch der Bezug zum Cloververse enttäuscht. Es wird zwar im Film erklärt, woher die Monster kommen, aber dies geschieht auf eine total unverbindliche schwammige Weise. Intelligenter Entscheid um sich für zukünftige Filme alle Möglichkeiten offen zu behalten, allerdings nicht sonderlich befriedigend, wenn man eine raffinierte Erklärung erwartet.

    Fazit

    Cloverfield Paradox ist ein chaotischer Mix an zufälligen Szenen mit flachen Charaktere, dessen einzigen interessanter Punkt in der sehr losen Erläuterung zum Clevereres liegt.

    2.5/5 Sterne

    Cloverfield Paradox (2017), Regie: Julius Onah, USA.

    (Quelle Titelbild: Scott Garfield / Netflix)

  • Meine 7 (ganz persönlichen) Top 2017 Filme

    Meine 7 (ganz persönlichen) Top 2017 Filme

    Acht Filme, die mir 2017 besonders aufgefallen sind. Die es geschafft haben hängen zu bleiben, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Im Kino, auf Blu-Ray oder auf Festivals, rein alphabetisch geordnet.

    Wer lieber meine Top 10 der grossen Kinofilme 2017 will, die gibt es bereits auf Blogbusters.

     

    1. Atomic Blonde / Regie: David Leitch

    Knallharte Action mit einer fantastischen Charlize Theron in genialen Bildern.

     

     

    3. Colossal / Regie: Nacho Vigalondo

    Zugleich Monster-Movie, Komödie und Drama über Machtmissbrauch in Beziehungen in einem fantastischen Mix. Leichtheit mit Tiefgang.
    Mein Review auf Blogbusters

     

     

    3. Get Out / Regie: Jordan Peele

    Was einfach nur eine weitere Standard-Horror-Erzählung hätte werden können, spielt für einmal aus frischer Perspektiv und wird dadurch etwas ganz Spezielles.

     

     

    4. La Fidèle / Regie: Michaël R. Roskam

    Eine Gangster-Liebesgeschichte für einmal ohne all den beschönigenden Gangster-Glamour und mit der für Regissseur Roskam eigenen fantastischen Cinematographie.
    Review auf Ziprett

     

     

    5. Lady Macbeth / Regie: William Oldroyd

    Kamera und Erzählung erfassen meisterhaft die Enge einer Ehe im 19. Jahrhundert, die die junge Lady Macbeth bald zu drastischen Mitteln treibt.
    Review auf Ziprett

    https://www.youtube.com/watch?v=zDhZI4WiQ78

     

     

    6. Raw / Regie: Julia Ducournau

    Blutiger Coming-Of-Age Horror-Film, der nicht nur cinematographisch absolut präzise einfährt.
    Review auf Ziprett

     

    7. The Endless / Regie: Justin Benson, Aaron Scott Moorhead

    Erst im Festivalrun, jeder der einen Hang für atmosphärisch-psychologisch, lovecraftmässige Horrorfilme hat, sollte sich den aber auf die Liste setzen..
    Review auf Ziprett

     

     

    Sondererwähnung: The Lure / Regie: Agnieszka Smoczynska

    Okay, eigentlich habe ich den 2016 auf einem Festival zum ersten Mal gesehen, aber es gibt ihn erst jetzt auf Blu-Ray/DVD und er hat Aufmerksamkeit verdient. Die polnische etwas andere Musical-Version der Meerjungfrau-Geschichte hat so viel Charme, dass sie für Liebhaber von schrägen Musical einfach erwähnt gehört.
    Review auf Ziprett

     

  • Jessica Jones kehrt mit Trailer zurück!

    Jessica Jones kehrt mit Trailer zurück!

    https://www.youtube.com/watch?v=QK_iX5cPDhE

     

    Mit einem schlagkräftigen Trailer gibt Netflix endlich das Startdatum für die 2. Staffel Jessica Jones bekannt.  Ab dem 8. März 2018 ist die Anti-Heldin und Privatdetektivin wieder in 13. Folgen unterwegs. Die erste Staffel hat mich absolut begeistert, hoffentlich wird die zweite genauso gut.

    Die erste Staffel ist noch immer auf Netflix und auch für Nicht-Superhelden Liebhaber empfehlenswert. Weshalb lässt sich in meiner damaligen Review nachlesen. Zwischendurch war Jessica Jones auch noch in der Superhelden Team-Up Serie The Defenders auf Netflix zu sehen, inwiefern die 2. Staffel darauf Bezug nehmen wird ist noch unklar.

    Auf Entertainment Weekly gibt es ein interessantes (englisches) Interview zur neusten Staffel. Und ein Bild, das daraufhin hindeutet, dass David Tennants für einige Szenen zurückkehrt, vermutlich Rückblenden.

    Showrunner der 2. Staffel sind sind  Melissa Rosenberg, Raelle Tucker,  Jim Chory und Jeph Loeb. In der Hautprolle ist erneut Krysten Ritter als Jessica Jones. Ebenfalls wieder dabei sind unter anderem Rachael Taylor (Trish Walker), Carrie-Anne Moss (Jeri Hogarth) und Eka Darville (Malcolm Ducasse).

  • Trailer zur 4. Sci-Fi Staffel Black Mirror: Von Dating-Apps bis Chip-Überwachung

    Trailer zur 4. Sci-Fi Staffel Black Mirror: Von Dating-Apps bis Chip-Überwachung

    Black Mirror Season 4

    Von den ersten zwei Staffeln Black Mirror war ich hellauf begeistert, die dritte hatte ein paar weniger orginelle Folgen dabei. Trotzdem empfehle ich die Mini-Serie noch immer jedem, der intelligente Sci-Fi bzw. Spekulationen über die Auswirkungen der modernen Technolgie auf unsere Gesellschaft mag. Auch wenn die Serie dabei einen deutlichen Fokus auf negative Szenarien hat, wie der Titel Black Mirror (dt. Schwarzer Spiegel) bereits antönt.

    Auf jeden Fall sind sie nun da, die Trailer für alle der sechs neuen Black Mirror Folgen der vierten Staffel. Und sie sind vielversprechend. Die neue Staffel startet am 29. Dezember 2018.

     

    Crocodile

    Was wenn alle Erinnerungen öffentlich zugänglich wären?

    Arkangel

    Überwachung des Kindes mit modernster Technologie kann ja nur für mehr Sicherheit sorgen, oder?

     

    Hang the DJ

    Die moderne Dating-App der Zukunft hilft nicht nur den Partner zu finden, sondern auch gleich noch die Beziehung zu führen.

     

    Metalhead

    Irgendwas mit gefährlichen(Robotor?)hunden, sieht aber spannend aus.

    Black Museum

    Ein Museum gefüllt mit Objekten, die eine tragische Geschichte erzählen.

    U.S.S Callister

    Scheint eine Art selbstironische Star Trek Parodie zu sein. Hat eventuell etwas mit Virtual Realiy zu tun?

     

  • Into the Forest [Review] – Schwestern-Drama im Dystopie-Gewand

    Into the Forest [Review] – Schwestern-Drama im Dystopie-Gewand

    Into the Forest (2016)

    Nell (Ellen Page) und Eva (Evan Rachel Wood) leben zusammen mit ihrem Vater in einem moderne Haus im Wald. Die jüngere Nell bereitet sich mit der neusten Technik auf ihre College-Aufnahmeprüfung vor, während die ältere Eva in ihrem Tanzraum für die Aufnahme an einer renommierten Ballettschule probt. Die Pläne der Schwestern werden abrupt unterbrochen, als ein ungeklärter Vorfall für einen landesweiten Stromausfall sorgt. Nach einigen Tagen lernen mit alten Bücher und tanzen zum Metronom, ist kein Ende der Stromkrise absehbar. Ein Trip zum nächsten Supermarkt zeigt bereits fast leere Regale, eine Begegnung auf der Strasse deutet auf den ersten gesellschaftlichen Verfall hin.

    Into the Forest ist aber trotz seines Marketing kein Dystopie-Thriller. Im Wald lauert auch kein Serienkiller und was genau die Apokalypse ausgelöst hat, spielt auch keine Rolle. Der Fokus liegt viel mehr auf den beiden Schwestern. Durch den Tod des Vaters plötzlich auf sich alleine gestellt, müssen sie nicht nur lernen von dem zu Überleben was der Wald bietet, sondern sie müssen auch miteinander zurechtkommen. Unterschiedliche Ansichten und Rivalitäten sorgen für Reibungen in einer Welt der knappen Ressourcen. So sehnt sich die Tänzerin danach ihren Körper zu Musik zu bewegen, doch es ist nur noch ein Benzinkanister für den Betrieb des Notfallgenerators übrig.

    Doch genauso wenig wie Nell und Eva manchmal miteinander können, genauso wenig können sie ohne einander. Nell Ist eigentlich die Jüngere, doch nimmt sie bald die treibende Rolle im Überlebenskampf ein. Eva ist die Träumerin, der die harte Realität wesentlich schwerer fällt. Ellen Page und Evan Rachel Wood gehen ganz in ihren Rollen auf, spielen sich wunderbar gegenseitig den Ball zu. So tragen die beiden den Film einwandfrei, obwohl die Geschichte sich fast komplett auf das Haus und den umgebenden Wald beschränkt.

    Dazu versteht es Regisseurin Patricia Rozema mit präzisen Bildern viel auszusagen. So stirbt der Vaters bereits relativ früh, aber Rozema hat die beiden Schwestern und ihre Beziehung zum Vater zu diesem Zeitpunkt bereits derart gut charakterisiert, dass die Szene tief einfährt. Ebenso wie sie den lüsternen Blick des Supermarktverkäufers auf die beiden Schwestern einfängt, oder mit dem langsamen Zerfall des Hauses, dieses ebenfalls zum Teil der Geschichte macht.

    Das einzige was dabei ein wenig verloren geht ist ein übergreifender Handlungsbogen. Das Ende ist zwar ein neuer Abschnitt für die beiden Schwestern, bietet dem Zuschauer aber keinen bequemen Abschluss der Geschichte.

    Bis dahin erzählt Rozema die Geschichte aber in starken Bilder, fängt Düsternis ebenso ein wie Hoffnung und kreiert damit eine low-key Dystopie Erzählung weit ab vom üblichen Einheitsprei. Damit reiht sich Into the Forest perfekt in das ungewöhnliche Portofolio von Filmstudio A24 ein,

    Fazit

    Into the Forest ist ein starkes, intelligentes Dystopie-Drama über die Beziehung zweier Schwestern mit meisterhaften Schauspiel-Leistungen von Ellen Page und Evan Rachel Wood.

    4/5 Sterne

    Into the Forest ist momentan auf NetflixDE, sowie auf Blu-Ray, DVD und digital erhältlich.

     

     

    Into the Forest (2016), Regie: Patricia Rozema, Kanada.